Dank der Betreuung durch Kerstin Kloß und Jörg Struve konnte in diesem Jahr wieder ein Ferienlager in den Sommerferien durchgeführt werden. Im Folgenden der Bericht von Yanick Kloß über den ersten Tag.
Voller Elan und Tatendrang fanden sich alle pünktlich um 8 Uhr zum Frühstück im Speisesaal der JuHe ein. Doch da allen die erste Nacht im Jugendherbergs-Bett dann irgendwie doch zu kurz vorgekommen war und sich jeder vor Blasen durch nicht eingelaufene Wanderschuhe fürchtete, beschlossen wir, unsere Zeit in Oberammergau langsam anzugehen. Ein »gemütlicher Spaziergang zum Warmlaufen« sollte es also werden, und keiner von uns (außer Jörg vielleicht, tief im Inneren) ahnte, wie sehr wir uns täuschen sollten.
So marschierten wir ohne irgendwelche Vorahnungen munter los, Betreuer an der Spitze, unsere ambitionierten Kleinsten Josy und Luise mutig hinterdrein und wir Jungs, bei denen die Wanderlust auf mysteriöse Art und Weise noch nicht ganz eingetreten war, ganz am Ende. Gerade am ersten kleinen Anstieg angekommen, kam uns bereits das erste Hindernis in den Weg: »Dieser Weg ist aufgrund von Waldarbeiten für Unbefugte gesperrt« - au Backe, dachten wir uns, doch nicht so Jörg und Tine, die trotzig auf die Bauarbeiter zumarschierten und sich ihren Weg durch allerlei schweres Holzfällergerät bahnten. So dauerte es nicht lang, bis wir schließlich beim Ettaler Kloster ankamen, das bei wunderschönem Sonnenschein selbst uns nörgelnde Jungs zumindest ein kleines bisschen beeindruckte.
Wir durchquerten das kleine Dörfchen, machten am Fluss Rast und waren dann eigentlich ja schon so gut wie zuhause - doch irgendwie befanden wir uns urplötzlich auf den geschwungenen Pfaden zum Kofel hinauf, den wir am morgen noch so voller Ehrfurcht aus dem Fenster in der JuHe bewundert hatten. Und schon nach den ersten Metern zeigte sich schließlich doch, zu was wir Männer imstande sein können, denn gepusht durch Musik und Traubenzucker rasten wir beinahe in Rekordtempo den steinigen Pfad Richtung Gipfel hinauf, überholten ein freundliches Paar aus Tschechien und eine etwas ältere Frau, die sich trotzdem sehr tapfer schlug! Begeistert erklommen wir die letzten steilen Meter, und »voll geflasht« von der Aussicht gönnten wir uns unser Lunchpaket auf 1300 Metern Höhe - au ja, das schmeckt! Und wir hatten es uns redlich verdient, denn erst eine gefühlte Ewigkeit später trafen endlich auch die letzten unserer Klettertruppe ein - die Betreuer natürlich, die uns am Vormittag noch alle zwei Minuten zum Laufen bewegen mussten.
Nachdem auch sie sich gestärkt hatten, machten wir uns auf den Rückweg, und Jonny, David und ich durften erfahren, was es heißt, Jan-Laurins 2-Meter-Beinen folgen zu wollen. Wir waren wohl mehr am Joggen als am Gehen, und dementsprechend lange durften wir dann wieder auf die Nachhut warten. Seltsamerweise erwies sich der Abstieg ins Tal nicht angenehmer als der Aufstieg, und nachdem Jonny (vermutlich in Gedanken schon unter der Dusche...) erfahren musste, wie es sich anfühlt, in frischem Weidenmatsch zu baden, und ich ihm (mit den Gedanken schon beim Abendessen...) gleich in die Pampe folgte, kamen wir erschöpft, müde und schweißgebadet in der Jugendherberge an. Zum Glück ließen Kässpätzle und Spaghetti Bolognese alle Leiden des viel zu langen Tages vergessen, und nach der Schnecke (Josy hat gewonnen, das erste von vielen Malen...), fielen alle müde, aber glücklich in ihre Betten, mit der Gewissheit, heute doch etwas mehr als einen »gemütlichen Spaziergang« zurückgelegt zu haben.