Unter Klezmermusik versteht man die weltliche Musik des osteuropäischen Judentums, die in den vergangenen Jahrhunderten sich durch viele Einflüsse (slawische, rumänische, arabische, sephardische und viele mehr) bereichert hat. Die Faszination dieser Musik lässt nicht nach. Allein in Degerloch gab es in diesem erst anfangendem Jahr schon zwei solche Konzerte, einmal in der Michaelskirche am 8. Februar und bei uns in der TGD am 15. März.
Übersetzt aus dem Hebräischen bedeutet Klezmer soviel wie »das Gefäß des Liedes«, wobei ursprünglich nicht die Musikrichtung, sondern die Musikinstrumente und insbesondere die Musiker selbst gemeint waren. Wir hatten das Glück zu erleben, was passiert, wenn diese Gefäße überlaufen.
Das Weidelbacher Klezmer-Ensemble, das schon das zweite Mal bei der TGD zu Gast war (davor waren sie am 20. Oktober 2012 aufgetreten), ist eine Gruppe von Klezmer-Liebhabern, die aus den Workshops des Klarinettisten Helmut Eisel hervorgegangen ist. Die Teilnehmer wohnen in verschiedenen Städten, deshalb ändert sich die Zusammensetzung von Auftritt zu Auftritt. Dieses Mal waren es neun - aus Korntal, Crailsheim, Stuttgart, Bruchsal und Ottobeuren. Schon diese Liste zeugt von der Begeisterung der Musiker.
Insgesamt waren 11 Stücke im Programm, von traditionellen Stücken in verschiedenen Arten, insbesondere Freilachs (freylekhs shtikele) bis zu Eigenkompositionen vom Workshopleiter Helmut Eisel, Ensemble-Leiter Günter Schwanghart und Klarinettistin Sarah Jacob-Rau. Ein Stück aus dem offiziellen Programm wurde ausgelassen, das Ensemble hat aber feierlich versprochen, es beim nächsten Mal ganz bestimmt zu spielen. Als Ausgleich bekamen wir ein Freilach zu hören, das dem Kater von Helmut Eisel gewidmet war.
Die Musiker stellten die Stücke vor und erzählten, unter welchen Umständen (und wo in Jerusalem) die eigenen Stücke verfasst worden waren. Mal spielten und sangen sie zu zweit oder zu dritt, mal (viel öfter) alle zusammen und man spürte buchstäblich, wie die Musik durch die lebendigen »Gefäße« in den Saal floss. Bald durften auch die Zuschauer mit summen und mit stampfen. Singend und tänzelnd verließen die Teilnehmer - und Zuschauer - den Saal, als der Auftritt zu Ende ging.
Wann kommt das Ensemble das nächste Mal - und der versprochene Gypsy Swing »Joseph, Joseph«?