Nach dem Ende des Studiums und dem Abitur, fand sich Zeit für ein Freizeit-Unternehmen: Christine und Tim wollten sich eine Ulmer Schachtel bauen und damit die Donau befahren. Und siehe da, das taten sie dann auch. Wie das vonstatten ging, welche Schwierigkeiten auftauchten und welche schönen Erlebnisse Christine, Tim und später auch Tims Bruder Ben machten, ließen wir uns im Saal von den Dreien erzählen. Christine und Tim kamen mit Laptop und Beamer und erzählten uns, die wir etwa zu dreißig gekommen waren, was unter einer Ulmer Schachtel zu verstehen ist und wie der Bau ihrer Ulmer Schachtel »Lotta« zustande kam.
Ulmer Schachteln sind Zillen, bis zu 30 Meter lange Boote, die seit dem Mittelalter mit Stangen bzw. Ruderblättern gelenkt auf der Donau flussabwärts trieben. Die damals nach ihrem Bestimmungsort »Wiener Zillen« genannten Boote dienten zur Passagier- oder Warenbeförderung. Wegen des oft niedrigen Wasserstandes an der oberen Donau hatten die Zillen statt eines Kiels einen flachen Boden. Der Name der Ulmer Schachtel stammt jedoch erst aus dem 19. Jahrhundert und beruht darauf, dass diese Zillen in Ulm gebaut wurden und die Stadtfarben, ein schwarz-weißes Streifenmuster, trugen.
Flacher Kiel? Schwarz-weiß gestreift? Im Ulmer Raum gebaut? Die Lotta darf sich eine Ulmer Schachtel nennen. Ohne wirkliche Baupläne, nach eigenen Berechnungen und mit Hilfe und Werkzeugen von Tim und Bens Vater entstand die Lotta in einem Kornspeicher. Nach abenteuerlichem Transport hinaus auf die Donau wurde die Lotta sofort zu Wasser gelassen. Und siehe da, sie schwamm - auch wenn doch hin und wieder ein wenig Wasser geschöpft werden musste. Sogleich mit Sack und Pack beladen, ging's los. Sechs Wochen auf der Donau.
Aufgrund der später so zahlreich vorhandenen Schleusen war die Fließgeschwindigkeit sehr viel anders als erwartet. Mal so langsam bis gar nicht vor den Schleusen oder bei Gegenwind, so dass auch die Walhalla auf ihrem Berg thronend den ganzen Tag Zeit hatte, Christine und Tim beim Rudern zuzuschauen. Oder mal so schnell, dass es unmöglich war anzulegen und die kleine Lotta nur so über die Donau schoss.
Wir kamen in den Genuss von herrlichen Sonnenuntergängen, Bildern von Inseln oder von einsamen Nebenarmen der Donau. Wir sahen imposante Schleusen, durch welche die kleine schwarz-weiß gestreifte Lotta unvermeidlich hindurch musste, wenn sie weiter wollte - weiter vorbei an großen Ausflugsschiffen, imposanten Frachtschiffen oder kleineren unheimlich viele Wellen produzierenden Motorbooten. Wir hörten von winkenden Menschen, Menschen, die Freude an der Ulmer Schachtel zeigten, von gastfreundlichen und hilfsbereiten Menschen, ohne welche die Lotta nun nicht sicher im ungarischen Baja, dem Etappenziel, liegen würde. Es war ein unterhaltsamer Abend, der im oberen Raum bei Kerzenschein und Knabbergebäck in gemütlicher Runde einen schönen Ausklang fand. Wir sind schon gespannt auf weitere Unternehmungen der Lotta und freuen uns auf ein nächstes Mal!