In einer Gruppe von knapp 20 Personen besuchten wir im Rahmen eines Gemeindeausflugs - kurz, bevor sie im Februar wieder abgebaut werden sollte - die Fotoausstellung in Künzelsau, über deren Einweihung am 29. Juni 2022 bereits berichtet worden ist. Ein Teil reiste gemeinsam aus dem Raum Stuttgart an, andere kamen direkt dazu und alle lauschten interessiert den gewohnt engagierten Erklärungen von Dr. Jakob Eisler, der ebenfalls speziell für diese Führung angereist war. Ein gemeinsames Mittagessen beschloss den harmonischen Ausflug.
Diese wunderbare, einmalige Ausstellung !
Künzelsau ist von fern mit öffentlichen Verkehrsmittel nicht leicht zu erreichen. Deswegen war ich froh, dass ich in die Fahrgemeinschaft von Stuttgart nach Künzelsau aufgenommen wurde. In der Fahrgemeinschaft fühlte ich mich gleich eingebunden in die gemeinsame Unternehmung. Es kam mir vor, als führen wir zu einem Familientreffen.
Die Hirschwirtscheuer in Künzelsau, ein historisches Fachwerkhaus im Zentrum, ist ein passender Rahmen für die Ausstellung der alten Familienbilder. Wir gehen in den ersten Stock und sehen Fotos an allen Wänden. Die Aufnahmen sind stark vergrößert, so dass ich mir klein vorkam, so als ob ich in einem Familienalbum herumspaziere. Bei dem kurzen Einführungsfilm bin ich Zaungast; Kinder springen aus der Schule auf mich zu und die Leute auf der Straße gehen an mir vorbei - fast wie heute, nur anders gekleidet. Gut, dass Jakob Eisler sich auskennt und uns mit seinen Ausführungen die Zusammenhänge erklärt, ganz wie damals auf den Spuren der Templer im ehemaligen Palästina. Die Bilder zu den Geschichten und die Geschichten zu den Bildern - es entsteht eine persönliche Anteilnahme.
Doch nicht genug, es geht in den zweiten Stock, wo wir das Leben der Siedler weiterverfolgen: wie es ihnen erging, was sie taten - man kann es miterleben; eine glückliche Familie im schönen Garten vor dem Haus aus Stein; ein richtiger Kaufmannsladen neben dem einheimischen Marktgeschehen; das Innere einer Metallfabrik; ein kleines Auto auf der neuen Straße, gemeinsame Ausflüge auf Eselsrücken und auf Fahrrädern; eine Frauengruppe und eine Schulklasse; ein fröhliches Picknick der Templer vor zuschauenden Nomaden; aber auch eine Szene mit gutgekleideten Stadtleuten und Landleuten, von denen ein ärmeres Mädchen im Vordergrund nicht einmal Schuhe anhat.
Als Hintergrund immer die Landschaft mit den Pflanzen, Bergen und Tälern in der neuen Heimat. Dass man alles so gut erkennen kann, ist das Ergebnis einer aufwendigen, eher kunstvoll grafischen Bearbeitung, die fast Unsichtbares wieder sichtbar gemacht hat.
Für den dritten Teil der Ausstellung geht es in das Kellergewölbe. Dort findet man Portraits und Aufnahmen herausragender Persönlichkeiten wie von den drei maßgeblichen Architekten der Templer, oder das Gruppenbild der im Lande amtierenden Konsuln der verschiedenen Länder in den jeweiligen Dienstuniformen, von denen einige Templer waren oder den Templern nahestanden. Aufnahmen von zwei Brautpaaren hängen nebeneinander, das eine Paar ganz in Schwarz gekleidet und sehr ernst, das andere Paar in Weiß sieht glücklicher aus. Eigentlich sind fast alle in der Ausstellung abgebildeten Personen als Familienangehörige oder Freunde der Großeltern, Onkel und Tanten unserer Besuchergruppe bekannt, wo nicht, hilft Jakob Eisler aus.
Diese Fülle von Eindrücken, ich würde am liebsten wieder zurück zum Anfang. Glücklich, wer den Katalog hat und darin immer wieder blättern kann!
Dieser Teil unserer vielfältigen Geschichte ist leider nicht überall bekannt, wie auch noch andere Teile. Die Veranstalter verdienen allergrößtes Lob!
Hinweis: Wer Interesse an dem Ausstellungskatalog hat, möge sich in der Verwaltung melden!