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Denken und Danken - Harald Ruff
Von unreinen Händen und Herzen - Karin Klingbeil
WaterAid - Tim Ruff
Buchbesprechung: Im Sturm lernt das Herz fliegen - Hannelore Oetinger
Vor 170 Jahren - die Jerusalemsfreunde formieren sich - Jörg Klingbeil
Neuigkeiten vom Keller-Haus - Karin Klingbeil
Das Lied, das wir eben gesungen haben - "Geh aus, mein Herz und suche Freud" - habe ich gewählt, weil wir es traditionell im März zum Anfang unseres Herbstes bei unserem Sommerfest in der TSA singen. Darin geht es um die wunderschöne Erschaffung unserer Erde und der Natur und zeigt uns in poetischen Bildern, wie sich die Menschen in der alten Zeit die Entstehung der Welt vorgestellt haben: Licht, Himmel und Erde, Trennung von Wasser und Land, Himmelslichter, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Tiere im Meer und auf dem Land, und letztens, der Mensch selber. Es erinnert also an das Viele, wofür wir dankbar sein sollen. Wir Templer nehmen diese Geschichte nicht wortwörtlich, sondern bildlich und symbolisch. Am Ende des alt-testamentarischen Berichts heißt es, dass Gott sechs Tage lang gearbeitet hat und am siebten Tag dann von seiner Arbeit ausruhte.
Über diesen siebten Tag, den Ruhetag, den Sabbat, oder in unserem Fall, den Sonntag, möchte ich heute zuerst sprechen. Sonntag - der wöchentliche Feiertag des Christentums. Der Sabbat ist die Einrichtung im Judentum. Das Christentum und der Islam haben diese sehr gerne übernommen, aber den Wochentag geändert. Wie sind also die Christen vom Sabbat zum Sonntag gekommen? Die Urchristen feierten Sonntag im Gedenken an Jesu Auferstehung. Germanische Völker haben den heidnischen Namen behalten - der Tag war ursprünglich der Sonne gewidmet, daher Sonntag. Romanische Völker haben den Namen der Urchristen benutzt - für sie war es der Tag des Herrn, also lateinisch »dies Domenica« und französisch »Dimanche«.
Weil sich Gott am siebten Tag der Woche ausruhte, glauben Christen, hat Gott diesen Tag geheiligt. Es ist eine weise Einrichtung, dass sich die Menschen, genau wie Gott, am Sonntag ausruhen sollen. Sie sollen ruhen, Gott danken und preisen, und im Kreise ihrer Gemeinden und Familien zusammen sein. Das war und ist eine ganz vernünftige Idee, denn bevor der Sabbat eingeführt wurde, mussten die Menschen durchgehend arbeiten. Aber das tut natürlich niemandem gut - und doch führt unsere moderne Lebensweise wieder auf das Alte, Schlechte zurück. Obwohl wir jetzt, laut Forschungen, viel mehr Freizeit als je zuvor haben, oder ’haben sollten’, scheint es, als ob wir immer mehr beschäftigt sind und immer mehr Arbeit für uns selber und für einander finden. Statt uns am Sonntag auszuruhen und mit Menschen Zeit zu verbringen, schaffen wir feste weiter - bei uns in Australien haben die Läden jeden Tag offen, also wird sogar das Einkaufen heutzutage öfters auf den Sonntag verschoben, und wird langsam ein Teil des Familienunterhaltungsprogramms. Das Ideal des Kapitalismus treibt uns und ergreift uns fester als das Ideal des Christentums.
Aber dieser Ruhetag soll nicht nur das Körperliche betreffen, sondern auch das Geistige. Als Christen sollten wir uns an den schönen Bibelspruch erinnern, der über der Bühne in der ehemaligen Boronia-Halle stand: »So lasset uns Gutes tun an jedermann«. Das können wir aber erst, wenn wir innerlich zufrieden sind, wenn wir das Geistige und das Weltliche verbinden, denn das eine ohne das andere bringt uns aus dem seelischen Gleichgewicht.
Wir brauchen einen Tag in der Woche oder sogar einen Zeitabschnitt am Tag für unsere Erholung, der uns erlaubt, unseren Glauben zu überprüfen und ihn und uns selber weiterzuentwickeln. Das kann sogar jede Woche wie eine persönliche seelische "Wiederauferstehung" wirken.
Unser heutiger Sonntag ist ein besonderer Sonntag, einer mit einer ganz besonderen Bedeutung - wir begehen unser Dankfest. Und während bei mir zu Hause in Australien jetzt der Frühling beginnt und wir uns auf den kommenden Sommer freuen (mit Ferien und Weihnachten!), ist es hier Herbst, traditionell die Erntezeit, die Zeit des Erntedanks. Das bleibt auch so, trotz der Leistungen von Technik und Globalisierung, die uns Getreide, Früchte und Gemüse das ganze Jahr über verfügbar machen. Aber - sind wir dadurch vielleicht im Begriff, die Kunst des Danksagens zu verlieren? Wenn das so wäre, würden wir auch Gefahr laufen, nicht mehr drüber nachzudenken, wofür wir dankbar sein sollten.
Vor einigen Jahren im Oktober, im Rahmen eines Schulaustauschprogramms, wohnte ich dem Dankfest in Degerloch bei. Dabei ging es um das Thema: "wer denkt, der dankt". In diesem Gottesdienst ging es um das Wiederentdecken und Wahrnehmen all jener Dinge, für die wir - wenn wir darüber nachdenken - dankbar sein können, und darum, dies dann aktiv zu realisieren. Es ist wichtig, unsere Dankbarkeit auszudrücken, unsere Stimme zu benutzen und unseren Dank zu formulieren, sowohl zu unserem eigenen Nutzen, als auch für andere. Wir können anderen ihre Hilfe vergelten oder auch ihnen helfen, sich auf Dankbarkeit auszurichten. Wir müssen Dankbarkeit nach außen zeigen - aber wir müssen uns ebenso nach innen zu unserem Herzen wenden, um sie zu finden. Auch wenn es schwierig ist, sollten wir ernsthaft in uns gehen.
Wenn wir uns nach innen wenden, nehmen wir uns die Zeit zum Nachdenken um herauszufinden, wofür wir dankbar sein können. Dann sehen wir das Gute in manchem. Wenn es auch Ungutes gibt, können wir beim Gegenüberstellen merken, dass, wenn es Schlechtes gibt, dies bedeutet, dass auch Gutes da ist. Mit etwas Optimismus können wir auch Gutes im weniger Guten finden. Einige Beispiele:
Beklage dich nicht, wenn jemand hinter dir falsch singt - sei lieber dankbar dafür, dass dein Gehör so gut ist!
Schimpfe nicht, wenn du deinen Zug verpasst hast - sei lieber dankbar dafür, dass ein nächster kommen wird!
Jammere nicht, dass du abspülen musst - das bedeutet doch, dass du Geschirr - und Essen - besitzt!
Beklage dich nicht über die Arbeit, die im Garten zu tun ist - sei dankbar dafür, dass du einen Garten hast!
Sieh es nicht als lästige Pflicht an, wenn du dir für das wöchentliche Menü etwas einfallen lassen musst - sei lieber dankbar, dass du so eine große Auswahl hast!
Sei nicht deprimiert und niedergeschlagen, wenn du nach dem Urlaub wieder zur Arbeit musst - sei froh, dass du Urlaub hast ... und auch Arbeit!
Und beklage nicht die Eintönigkeit des Alltags - sei froh, dass er nur eintönig ist und nicht schlimmer! Da können wir besonders an die Menschen in der Ukraine und in Israel / Palästina denken.
Es ist eine persönliche Herausforderung, darüber nachzudenken, wofür wir dankbar sein können und das Gute im ‚Bösen‘ zu finden. Wenn wir uns damit auseinandersetzen, haben wir mit der schwierigen Aufgabe begonnen, zu lernen, wie wir mit unserem Glauben leben können, diesem und uns selbst gegenüber aufrichtig zu sein und auf diesem Planeten als mitfühlendes, bescheidenes und respektvolles menschliches Wesen zu leben.
Für uns Menschen scheint das Leben eine lange Suche nach Erfüllung zu sein: wir müssen uns entscheiden, ob unser Leben mit allem Möglichen vollgestopft sein soll oder ob Erfüllung mehr eine Geisteshaltung ist? Können wir Zufriedenheit eher durch inneren Frieden, Einbindung in unsere Gemeinde und geistige Ausgeglichenheit erreichen als durch Materielles? Von Kohärenz, Stimmigkeit, hören wir immer mehr und es ist sinnvoll, dass wir innere und äußere Kohärenz erreichen; das heißt, dass wir unser Inneres mit unserem äußeren Selbst und mit anderen um uns herum in ein Gleichgewicht bringen.
Ein Weg, der uns gleichermaßen leitet und uns selbst bestimmt, uns also Erfüllung gibt, verläuft über unsere Leidenschaften. Wenn wir mit einer Leidenschaft für irgendetwas leben, versenken wir uns darin. So erfahren wir Erfüllung und erreichen den positiven Zustand, den wir suchen, und der auch den anderen dient. Das bedeutet Einsatz, Bemühen und manchmal auch Mut; wir müssen offen für neue Ideen sein und unabhängig von sozialen Normen und der Meinung der anderen.
Wenn wir das auf unseren Glauben als Christen anwenden, erkennen wir, dass wir gegenüber uns selbst und anderen gegenüber "glaubhafter" werden können, wenn wir nämlich über unseren Glauben nachdenken und darüber reden. Außerdem sollten wir uns darauf besinnen, nicht mit anderen mithalten zu wollen oder zu versuchen, so wie andere zu sein. Nur weil wir nichts Negatives sehen oder weil sie uns das nicht zeigen, bedeutet das nicht, dass es dort nicht auch Negatives gibt! Allzu oft nehmen wir nicht wahr, dass viele Menschen ein falsches Leben hinter einer Fassade von Fröhlichkeit leben. Wir nehmen sie als Maßstab, obwohl dieses Maß falsch und nur eine oberflächliche Schicht ist - und wir erkennen nicht, dass sie Hilfe benötigen und wir ihnen helfen könnten.
Wenn wir dankbar sind und nachdenken, ist das ein guter Weg, um uns die gewünschte positive Geisteshaltung zu erhalten! Früher wurden wir automatisch dazu angehalten, zu danken und Gott sowohl im Gottesdienst als auch im täglichen Leben zu loben. Es war eine tief verwurzelte Art und Weise, ein programmiertes Ritual, um das Nachdenken und die Dankbarkeit anzuregen; manche würden vielleicht sagen, ein hohler oder gar falscher Prozess. Aber vielleicht haben wir diese Haltung auch dadurch verloren, dass wir immer seltener im Gottesdienst sind und uns weniger mit unserem Glauben befassen? Ist die geistige Erfüllung, die uns früher im Gottesdienst zuteilwurde, indem wir uns gemeinsam mit den Bibeltexten auseinandersetzten, oder auch durch das Arbeiten auf dem Feld in die Natur und damit in den jahreszeitlichen Kampf ums Überleben eintauchten, die eine Sache, die so viele nun auf andere Art und Weise suchen ... durch Bücher, Programme, Rückzug, oder "apps" auf ihren Handys z.B.? In und durch die Natur geht es doch immer noch besser!
Wenn wir nur jeden Tag, nicht nur am Sonntag, solche Gefühle erleben könnten! Ein bekannter Sinnspruch zur Dankbarkeit ist: "Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder; sie geben das, was sie erhalten haben, zehnfach zurück". Wenn wir uns unserer selbst bewusst und achtsam sind, werden wir Erfüllung und Dankbarkeit finden.
Manche glauben fest daran, dass "nichts Gutes zufällig geschieht" und dass wir "unseres eigenen Glückes Schmied" sind - vielleicht vereinfacht in der buddhistischen Vorstellung des "Karma". Eines ist sicher: es liegt in unseren Händen, wie wir mit dem Guten und dem Schlechten in unserem Leben umgehen. Manchmal müssen wir, selbst wenn es wirklich schwer für uns (und ein Schlag für unser Ego) ist, das weniger Gute schlicht akzeptieren - sei es ein unfreundlicher Kommentar, jemand, der sich im Supermarkt vordrängelt, jemand, der uns im Straßenverkehr schneidet -, darüber lachen und es abtun. Wir sollten dankbar sein, nicht nachtragend. Vergeltung bringt allen Beteiligten nur noch mehr Schmerz - also sollten wir nicht aufrechnen, weil daraus nichts Gutes entsteht. Negativität und Rachsucht sind wie Gift. Aber all zu oft stellen sie den einfachen Weg dar - zunächst!
Wir sind gesegnet, aber nicht immer in der Weise, wie wir es erwarten oder gern hätten - oder akzeptieren können. Und wenn Geschehnisse negativ sind, können wir sie in Gutes umkehren, indem wir das Negative nutzen. Immerhin brauchen wir das Negative, damit es den Kontrast zum Positiven sichtbar macht und wir so das Gute genießen können! Auch wenn es manchmal schwer zu akzeptieren ist, wissen wir, dass es schlicht unrealistisch ist, ein Leben ohne Probleme zu erwarten. Wir müssen mit dem zufrieden sein, was wir haben. Das erfordert einen neuen Zugang, ein Nachdenken über das, was wir haben, dankbar dafür zu sein, und nicht nach dem zu verlangen, was wir nicht haben - ein grundlegendes Prinzip, das direkt auf die Zehn Gebote zurückgeht.
Ich fand ein altes arabisches Sprichwort, das da heißt: "Dankbarkeit gehört zu der Schuld, die wir alle tragen, aber nur sehr wenige von uns tilgen diese Schuld". Wir wollen uns selbst das Ziel setzen, das zu erreichen ... jeden Tag.
Normalerweise wird uns rasch klar, dass wir viel Gutes in unserem Leben haben, dass wir viel bekommen und so auch für vieles dankbar sein können. Oft genug übersehen wir völlig die kleinen, fast unmerklichen positiven Dinge in unserem Leben oder wir nehmen sie als selbstverständlich. Stell dir ein Leben vor ohne ein Lächeln, ein freundliches Wort ...
Wir können nicht zufrieden sein ohne Dankbarkeit, ohne Denken und ohne Dankbarkeit zu zeigen! Danke oft, denn das führt zu häufigem Nachdenken - und alle, du und alle um dich herum, werden dabei glücklicher sein! Dazu feiern wir Dankfest und danken! Aber heute gehört auch noch etwas Arbeit dazu - erstens in der Küche, zu unserer Verpflegung, und danach bei der Mitgliederversammlung, wo es um das Geschäftliche geht. Sollten wir das überhaupt an einem Sonntag machen?!
Jesus, der große und weise Menschenkenner, hat dies klar gesehen und hat uns den wirklichen Sinn des Sonntags deutlich gezeigt: »Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat!«, sagte er, als die Pharisäer die Jünger, die aus Hunger am Sabbat Ähren rauften, kritisierten - und gleichsam um dies zu demonstrieren, fing Jesus an, am Sabbat Kranke zu heilen. Hier sehen wir durch Jesu Taten die wirkliche Bedeutung des Ruhetags. Er ist nötig, weil die Menschen ihn brauchen, aber wenn man ihn ganz stur einhält, kann das sogar schaden, wenn beispielsweise durch die sture Befolgung der Regel etwas Wichtiges, wie das Heilen eines kranken Menschen, unterlassen wird. Jesus hat also darauf hingewiesen, dass das Menschliche an einem Gesetz das Wichtigste ist und nicht das Gesetz an sich, und, dass das Gesetz selbst je nach Umständen und Situationen verschiedenes Gewicht bekommen sollte. Wir Templer, würde ich behaupten, stimmen hier ganz mit Jesus überein.
Andererseits geht die Freiheit, die Jesus seinem jüdischen Volk versucht hat zu geben, in unserer heutigen Zeit sehr oft zu weit. Heute ist bei vielen Menschen von einer Heiligung des Sonntags überhaupt keine Spur mehr vorhanden. Am Sonntag wird häufig gearbeitet, zu Hause müssen berufstätige Menschen u.a. die Hausarbeit machen. Dank der Mobiltelefone und des Internet können - und müssen sogar - viele am Wochenende weiter arbeiten oder mindestens dazu bereit sein. Die Arbeit bleibt nicht mehr im Büro, sondern folgt einem nach Hause und in das Wochenende.
In dieser Beziehung verhalten sich viele von uns im Vergleich zu den orthodoxen Pharisäern sehr gegensätzlich - das ist eine große Gefahr für uns. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass wir Menschen einen Ruhetag brauchen, einen Tag, der anders ist als die übrigen. Wir benötigen die Entspannung, um Kraft zu schöpfen. Wir brauchen aber auch die Besinnung, vor allem die Besinnung auf unseren christlichen Glauben. Wir brauchen den "Tag des Herrn", der sozusagen dem Göttlichen geweiht ist. Vielleicht ist es für Gott egal, was wir am Sonntag machen, das heißt ob wir arbeiten, ruhen und/oder in die Kirche gehen. Aber für uns selbst ist es wichtig und nötig, dass wir einen Tag oder bestimmte Stunden in der Woche haben, wo wir des Göttlichen in und um uns besonders gedenken, wo wir es anbeten und für all die Güte danken. Es ist also wichtig, den Sonntag einzuhalten und so zu gestalten, dass er anders ist als die Werktage. Und das machen wir, als Christen, meine ich am besten, wenn wir uns mit Gleichgesinnten in Gemeinden treffen, uns zusammenschließen, nachdenken, feiern und uns freuen, und zusammen nach dem Reich Gottes streben.
Nicht der Sonntag hat an Bedeutung verloren - wir haben die Bedeutung davon, d.h., seinen Sinn, aus den Augen verloren. Ihn wieder aufzugreifen ist nicht schwer! Wenn der Sonntag beachtet wird, kann er für jeden von uns und unsere Mitmenschen eine kleine Extrafreude bedeuten und eine Kraftquelle sein. So wollen wir unser Dankfest und die Mitgliederversammlung, unser doppeltes Beisammensein, genießen und würdigen.
Lasst uns beten:
Herr,
heute, am Sonntag, deinem Tag, danken wir dir für alles Gute und Schöne, das du uns in unserem Leben geschenkt hast.
Wir danken dir besonders für all die schönen Sonntage, die wir erleben durften, und noch weiterhin erleben dürfen, und aus denen wir Kraft schöpfen können, die Kraft, die wir für die Werktage und für unsere Arbeit hier auf Erden brauchen.
Wir bitten dich, uns zu helfen, weiterhin die Sonntage im richtigen Sinn, in deinem Sinn, zu begehen.
Wir haben für so Vieles im Leben dankbar zu sein. Hilf uns darüber nachzudenken, damit wir das erkennen, und hilf uns zu danken und unsere Dankbarkeit zu zeigen, sowohl dir als auch unseren Mitmenschen gegenüber.
Hilf uns das Große, aber besonders auch das Kleine zu erkennen.
Wir bitten um Mut und Geistesgegenwart, um anderen Gutes zu tun, selbst wenn es schwierig ist und uns herausfordert, weil es das ist, wonach wir streben wollen.
Und wir bitten um die Führung unserer inneren Stimme, dass wir uns immer wieder die Zeit dazu nehmen, über alles, was uns umgibt, nachzudenken - sowohl über das Gute als auch über das Schlimme.
Danke für deine Führung durch unseren Alltag.
Unsere heutige Andacht haben wir mit einem Choral über die schöne Natur begonnen - die Natur zu genießen ist ja ein besonders schönes Sonntagserlebnis. Daher möchte ich zum Abschluss nochmal die Natur im Geiste entstehen lassen, und zwar mit Ludwig Uhlands Schäfer in dem Gedicht "Schäfers Sonntagslied".
Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur,
Noch eine Morgenglocke nur,
Nun Stille nah und fern.
Anbetend knie ich hier.
O süßes Graun! Geheimes Wehn!
Als knieten viele ungesehn
Und beteten mit mir.
Der Himmel, nah und fern,
Er ist so klar und feierlich,
So ganz, als wollt’ er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn.
Harald Ruff, Saalansprache am 6. Oktober 2024, leicht gekürzt
Markus und Matthäus berichten beide von einer Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern, weil diese seinen Jüngern vorwarfen, mit ungewaschenen Händen Brot gegessen zu haben. Dabei ging es ihnen nicht um die Hygiene, sondern um die Reinheitsgebote, die Juden einhalten sollen, um kultisch rein zu werden. Jesus wirft ihnen vor, sich heuchlerisch zu verhalten, wenn sie gewisse Gebote äußerlich halten, gar Menschengebote daraus machen, aber nicht mit dem Herzen verstehen, worum es wirklich geht. Als Beispiel führt er eine Regelung von Opfergaben an, Korban genannt, die jeden, der seinen Besitz dem Tempel vermachte, davon befreite, unter dem Vorwand, das Hab und Gut sei Korban, d.h. Gott geweiht, seine Eltern zu unterstützen. Damit hätten sie das Gebot Gottes, Vater und Mutter zu ehren, aufgehoben und durch ein Menschengebot ersetzt - und von solchen gebe es viele.
Die Reinheitsgebote gingen zwar auf das Gesetz des Mose zurück, im Laufe der Jahrhunderte waren allerdings viele Auslegungen hinzugekommen, die selbst die Bedeutung von Gesetzen erlangt hatten. Man glaubte, dass auch darin der Wille Gottes zum Ausdruck komme, so dass Menschen, die gerecht vor Gott leben wollten, sich neben den Zehn Geboten an hunderte weiterer Vorschriften zu halten hatten.
Jesus wendet sich nun an die Menschen um ihn herum und erklärt ihnen, dass keine Speise unrein sein könne, da sie nicht in des Menschen Herz gehe, sondern in seinen Bauch und wieder hinaus. Was den Menschen schlecht und daher wirklich unrein macht, sind die Bosheiten, die aus seinem Denken, Reden und Tun kommen. Diese sind es, mit denen der Mensch nach außen wirkt und seine Umgebung vergiftet.
Dadurch, dass Jesus die pharisäische Klassifizierung von rein und unrein für menschengemacht erklärt und sie aufhebt, bringt er verständlicherweise die Pharisäer und Schriftgelehrten gegen sich auf. Aber es ist ja nicht so, dass sich Jesus generell gegen das Gesetz stellt - einige Male betont er, dass er nicht gekommen sei, das Gesetz aufzulösen -, aber er will es richtig ausgelegt und befolgt wissen. Nicht die blinde Befolgung von Vorschriften ist gefragt - diese wiegt den Menschen sogar eher in falscher Sicherheit. Es geht um den Geist des Gesetzes, das Recht, Barmherzigkeit und Glauben unter den Menschen bewirken soll.
Ähnlich hat es Christoph Hoffmann bezüglich der Sakramente gesehen, denn diese würden ein Gefühl der Gottesnähe vortäuschen, das Missstände und quälende Fragen vergessen lässt und dem Trachten nach dem Reich Gottes geradezu im Wege steht.
Gerade gestern sind unsere Gäste aus der TSA, Harald Ruff und sein Sohn Tim, nach vierwöchigem Aufenthalt in Deutschland wieder zurück nach Melbourne geflogen. Harald hat beim Dankfest den Saal gehalten und Tim hatte ein bestimmtes Ziel bei seinem Aufenthalt; darüber schreibt er in diesem Beitrag, der in der aktuellen Ausgabe der Templer Reflections (September 2024) erschienen ist.
Jeder Morgen beginnt für mich immer in derselben Weise. Diese Aktion wird dann den Tag über immer und immer wieder wiederholt. Für mich ist es eine einfache Aktion und Aufgabe, aber ich kann mich glücklich schätzen, dass lediglich eine winzige Bewegung dafür erforderlich ist. Ich wurde für den Jugendsaal gefragt, wie ich Dankbarkeit übe. Nun, um ehrlich zu sein, gelingt mir das bei dieser Aktion nicht. Wenn ich euch fragen würde, was diese "Aktion", von der ich spreche, wohl darstellt, bin ich mir nicht sicher, ob sich irgendjemand dafür entscheiden würde.
Im September diesen Jahres werden mein Vater und ich nach Europa, genauer Deutschland und Liechtenstein, fliegen, und zwar zu dem unglaublichsten Tag meines bisherigen Lebens, wie ich annehme. Am Sonntag, dem 29. September, werde ich nämlich mit etwa 50.000 anderen am 50. Berlin-Marathon teilnehmen, der zu den sechs bedeutendsten Marathons der Welt zählt. Aber der Hauptgrund, warum alles so aufregend für mich ist, ist die Tatsache, dass ich für WaterAid laufe.
WaterAid ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb einer Generation sauberes Wasser, Toiletten und gute Hygiene für alle Menschen überall auf der Welt zur Normalität zu machen. Nur wenn Menschen diese drei wesentlichen Dinge auf Dauer für sich verwirklichen können, sind sie imstande, ihr Leben nachhaltig zu verändern. Sauberes Wasser, ordentliche Toiletten und gute Hygiene sollten für jeden ein ganz normaler Teil seines täglichen Lebens sein.
Ohne diese drei Dinge können Menschen kein würdiges, gesundes Leben führen. Mit diesen Dreien aber können sie ihr Potential entfalten, der Armut entrinnen und ihr Leben für immer ändern.
Die Aktion, über die ich oben gesprochen habe? Ein Glas Wasser zu trinken. Einfach den Wasserhahn aufdrehen, ein Glas darunter halten und innerhalb von Sekunden hast du einen halben Liter sauberes, frisches Wasser zum sicheren Genuss. So habe ich es tausende Male in meinem Leben gemacht, es aber nie wirklich geschätzt, weil ich es einfach so erwartet habe. Ich bin so groß geworden und habe mich einfach daran gewöhnt, jederzeit sauberes Wasser zur Verfügung zu haben. Leider ist dies jedoch bei weitem nicht für alle Menschen auf der Welt der Fall. Wir sind wirklich gesegnet, weil wir Zugang zu sauberem Wasser und Hygie[neprodukten haben. Wenn diese bei uns ausgehen, geht es die Straße hinunter zum Supermarkt, wo sie sich in den Regalen stapeln.
Jeder hat das Recht auf sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen. Hier kommt WaterAid ins Spiel; diese Organisation arbeitet daran, dieses Ziel zu erreichen und das Leben der Menschen zum Besseren zu verändern.
Im letzten Dezember wurde mir ein Startplatz beim Berlin-Marathon zugesichert, da ich die Zusage erhalten hatte, für WaterAid zu laufen. Damit trage ich dazu bei, Geld zu sammeln, aber vor allem auch, das Bewusstsein zu schärfen. Für jede Spendenaktion müssen 1.400 US-Dollar gesammelt werden; und es macht mich unheimlich stolz und auch ein wenig emotional, wenn ich sagen kann, dass ich durch die Hilfe einiger sehr großzügiger Spender bereits 3.000 Dollar sammeln konnte. So hat sich mein ursprüngliches Ziel von 2.000 Dollar auf 5.000 Dollar erhöht.
Eine schlichte Tätigkeit wie das Zähneputzen oder, wie ich es jeden Morgen als Erstes tue, ein Glas Wasser zu trinken, werde ich nie wieder als selbstverständlich ansehen. Wenn ihr mich unterstützen und dazu beitragen wollt, das Leben eines Menschen zu verbessern, spendet bitte an WaterAid.
Ich möchte all jenen ganz herzlich danken, die gespendet haben, nachdem ich beim Jugendsaal darüber gesprochen hatte. Unwesentlich, wie groß oder klein die Gabe ist - jede wird sehr dankbar angenommen und wird einen großen Unterschied für das Leben eines Menschen machen. Wir haben als Gemeinschaft über 1.000 Dollar erreicht. Ich wusste bereits, dass Templer in verschiedener Hinsicht sehr großzügige und spendenfreudige Menschen sind, aber dieses Ergebnis habe ich nicht erwartet. Ich bin von der Liebe und der Unterstützung durch meine Gemeinde überwältigt.
Tim Ruff, Übersetzung Karin Klingbeil
Einige Informationen zu WaterAid: Noch immer haben 703 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und 1,5 Billionen haben keine anständige Toilette für sich selbst. Besonders Frauen wenden für lange Wege viel wertvolle Zeit auf, um schmutziges Wasser zu holen. Mädchen bleiben während der Menstruation der Schule fern, weil sie keine eigenen Toiletten zur Verfügung haben. Mehr als 273.000 Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Durchfallerkrankungen durch schmutziges Wasser und mangelhafte Hygiene.
WaterAid gräbt Brunnen und speichert Regenwasser und bringt es dorthin, wo die Menschen leben, arbeiten und in die Schule gehen. Sogenannte Wasser-Kioske werden eingerichtet, wo die Menschen für geringes Geld sauberes Wasser bekommen können. Solarpumpen fördern sauberes Wasser für wenig Geld aus tiefen Bohrlöchern.
WaterAid installiert anständige Toiletten und vermittelt in Verbindung dazu hygienische Grundregeln - allein das Händewaschen könnte Durchfallerkrankungen um fast die Hälfte reduzieren! Dabei gibt es je nach geographischen Gegebenheiten die unterschiedlichsten Ausführungen.
WaterAid arbeitet eng mit den Gemeinden zusammen, da diese den besten Weg für die herrschenden Bedürfnisse finden und einen langfristigen Wandel voranbringen können.
Abschied, Tod und Sterben. Ein Handbuch für die letzte große Reise
Auf Basilissa Jessberger und ihr Buch wurde ich durch einen Internet-Kongress aufmerksam. Sie gab da ein Interview, das mich sehr berührt hat. Das Buch wollte ich mir unbedingt zulegen, letztendlich auch als Hilfestellung, denn die letzte große Reise müssen wir alle antreten.
Basilissa erzählt sehr persönlich über ihre erste Begegnung mit dem Tod (dem ihrer Großmutter), über ihre Arbeit als freie Hebamme, über ihren eigenen Schicksalsschlag (den Verlust ihres Kindes), der sie lehrte, durch den Schmerz zu gehen und das in aller Liebe. Dadurch und durch die Begleitung ihres besten Freundes beim Sterben gewann sie die Gewissheit, dass Geburt und Tod dieselbe Türe nutzen. Sie bezeichnet sich selbst als Seelenhebamme, die den Menschen bei ihren Übergängen hilft - egal in welche Richtung die Seele über die Türschwelle tritt, ob ins Leben oder in den Tod. Wann beginnt das Sterben und wann endet die Geburt? Beginnt das Sterben mit dem ersten Atemzug? Endet die Geburt mit dem Sterben, weil sich dann unser Leben erfüllt hat?
Neben all den Kapiteln, die sich um die Seele drehen, die Endlichkeit unseres Menschenlebens - Geburt und Tod im Licht des Göttlichen -, gibt es aber auch Ratschläge, wie wir uns auf unsere letzte große Reise vorbereiten können, ohne dabei zu vergessen, unsere Träume zu leben und Beziehungen zuzulassen.
Wie bei jeder Urlaubsreise sollten wir auch für die letzte große Reise einen Koffer packen. Wie der aussehen soll, kann jeder für sich selbst entscheiden, findet aber hier wertvolle Tipps und Anregungen. Z.B. können in dem Koffer (Karton/Ordner) übersichtlich DIN A 4 Umschläge gepackt werden mit der Patientenverfügung, dem Testament, einer Vollmacht, Verfügung über den Sterbeort (z.B. zu Hause), Sterbebegleitung usw. Also die äußeren Bedingungen. Genauso wichtig sind die inneren und persönlichen Dinge. So kann zum Packen gehören, dass wir Briefe an unsere Liebsten schreiben, verfügen, wer persönliche Dinge erhält. Diese können sich auch schon zu Lebzeiten auf den Weg machen zu dem Ort, zu dem sie gehören sollen. Wir sollten uns Gedanken machen, was uns beim Loslassen helfen kann: Musik, Meditation, Kerzen und auch, wen wir bei uns haben möchten.
Die Patientenverfügung endet mit dem letzten Atemzug. Was dann? Eine Totensorge hilft da den Sterbebegleitern und den Angehörigen. Die erste Stunde nach dem letzten Atemzug, liebevoller Abschied vom Körper, segnen, waschen und ölen, das Ankleiden und die Totenwache sollten thematisiert werden und sind im Buch in liebevoller Weise beschrieben und werden nahegebracht.
Bilder, Gedichte und Meditationen zwischen den Kapiteln dienen als Ruhepole und laden ein, vom Verstand ins Herz zu gehen, das Gelesene tiefer zu erfassen und die Seele berühren zu lassen.
Auf der Innenseite des Covers schreibt Basilissa Jessberger: »Ich habe erfahren dürfen, dass wir die Wahl haben, wie wir dem Tod begegnen - wie, nicht ob - , denn ob ein lieber Mensch stirbt, ob wir selbst sterben, das können wir nicht wählen. Wenn es uns gelingt, unser Herz für den Tod zu öffnen, wenn wir ihm bereit und mit Liebe begegnen können, als Sterbende oder als Zurückbleibende, wird der Schmerz zwar nicht kleiner, aber der Schrecken und die Angst verändern sich. ... Der Tod kann unser Leben tiefer, liebevoller und reicher machen. Unser Herz kann lernen zu fliegen. Wenn die Angst vor dem Tod nicht mehr bestimmt, wie wir leben, können wir unser Herz immer weiter für den Fluss des Lebens öffnen ...
Basilissa Jessberger, Im Sturm lernt das Herz fliegen, Integral Verlag München, 2024, 256 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 3778793268
Dass die Tempelgesellschaft als selbständige religiöse Organisation im Juni 1861 auf dem Kirschenhardthof gegründet wurde, ist unseren Mitgliedern und Freunden weithin bekannt. Vorausgegangen war 1859 der Ausschluss Christoph Hoffmanns und seiner Gemeinde aus der Evangelischen Landeskirche. Aber bereits zuvor gab es im ganzen Land viele Anhänger der von Hoffmann und seinen Freunden in der Bildungsanstalt auf dem Salon bei Ludwigsburg vertretenen Idee einer »Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem«.
Diese Bewegung war unter der Bezeichnung »Jerusalemsfreunde« auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Ihr Sprachrohr war die 1845 erstmals erschienene »Süddeutsche Warte«. Nach seinem Rückzug aus der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt 1849 hatte Christoph Hoffmann aus dem Studium der Bibel, namentlich aus den Schriften der Propheten, die Erkenntnis gewonnen, dass zur Abwendung einer Verelendung des Volkes die Gründung von Glaubens- und Lebensgemeinschaften im urchristlichen Sinne, vorzugsweise im Heiligen Land, erforderlich sei.
In den 1850er Jahren schien sich durch den Krimkrieg und die Auseinandersetzung zwischen Russland und Frankreich um die Heiligen Stätten in Palästina eine Gelegenheit zur Einwanderung in das Heilige Land zu eröffnen. Bereits im Juli 1854 formierte sich daher aus den pietistischen Kreisen rund um die Internatsschule auf dem Salon auf der Karlshöhe bei Ludwigsburg ein »Freiwilliger Ausschuss für Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem«, dem außer Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg noch Christoph Paulus und Louis Höhn angehörte. Für den 24. August 1854 lud der Ausschuss die Jerusalemsfreunde aus Nah und Fern zu einer Versammlung in den Ludwigsburger Gasthof »Waldhorn« ein, an der etwa 200 Männer teilnahmen.
Ihnen wurde der Entwurf einer Bittschrift an den Bundestag in Frankfurt vorgelegt, die schließlich - ergänzt durch Unterschriften weiterer Anhänger - am 31. Oktober 1854 mit einem Begleitschreiben der Bundesversammlung zugestellt wurde (siehe »Süddeutsche Warte« Nr. 46 vom 16. November 1848, S. 190-192). Darin wurde der Deutsche Bund aufgefordert, sich beim türkischen Sultan dafür einzusetzen, dass dieser die Ansiedlung des Volkes Gottes in Palästina gestatte, ihm völlige Freiheit in seinen bürgerlichen und religiösen Angelegenheiten einräume, Sicherheit der Person und des Eigentums gewähre sowie den Jerusalemsfreunden den erforderlichen Grund und Boden zur Errichtung der Siedlung und zu ihrer späteren Erweiterung zu angemessenen Bedingungen überlasse. Das Werk solle insgesamt zur »Sache der deutschen Nation« gemacht werden
Die »Süddeutsche Warte« berichtete auch über die Zusammensetzung der Petenten: Von den Unterzeichnern seien 365 Familienväter und 74 alleinstehende Männer gewesen; 14 seien aus Baden, 8 aus Bayern, 1 aus Österreich gekommen, die übrigen aus Württemberg. 425 seien Mitglieder der evangelischen Kirche gewesen, 14 hätten der katholischen Konfession angehört.
Bereits der Entwurf der Bittschrift löste lebhafte Reaktionen aus. Der Ludwigsburger Oberamtmann beurteilte das Ergebnis der Versammlung negativ und schrieb in seinem Bericht an das württembergische Innenministerium, dass der Plan Hoffmanns kaum Unterstützung gefunden habe. Selbst Anhänger Hoffmanns, die bisher von einem eher ideellen Projekt ausgegangen seien, hätten eine Ansiedlung im Heiligen Land als undurchführbar bezeichnet. Allerdings sei davon auszugehen, dass die führenden Köpfe der Bewegung an ihren Plänen festhalten würden. Das sollte sich bewahrheiten, auch wenn die Auswanderung tatsächlich erst 14 Jahre später erfolgen sollte. Nachzutragen bleibt, dass es der Bundestag in Frankfurt ablehnte, sich mit dem ihm als ungeeignet erscheinenden Projekt näher zu befassen oder es gar zu unterstützen.
Nach einem längeren "Dornröschenschlaf" soll das Keller-Haus, 1869 als Wohnhaus von Vizekonsul Friedrich Keller erbaut und ab 1993 Sitz des »Gottlieb-Schumacher-Instituts zur Erforschung des christlichen Beitrags zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert« der Universität Haifa wieder zum Leben erwachen.
Unser langjähriger Freund und Unterstützer beim Haifaner Friedhof, Prof. Dr. Yossi Ben Artzi ist nun, mit einer zusätzlichen Professur, zum Leiter des Instituts ernannt worden und plant, das Haus zu einem lebendigen Zentrum für Forschung und Lehre, Vorträge, Exkursionen und verschiedene Workshops zu machen.
Da das Haus leider seit etlichen Jahren vernachlässigt worden ist, bedarf es dringend der Renovierung, besonders in Bezug auf Barrierefreiheit und neben anderem der Reparatur alter Holzteile am Dach und im Innenraum.
Nun sucht er nach Sponsoren, die ihn finanziell unterstützen können. In diesem Zusammenhang wird er auch Geldgeber, die schon zur Eröffnung des Instituts das Projekt unterstützt haben, anfragen - und wendet sich auch an uns Templer.