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Vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle - Karin Klingbeil
Wofür steht die Tempelgesellschaft? - Martin Schreiber
Mennonitische Templer und Siedlungswerk - Peter Lange
Gibt es göttliche Offenbarung? - Andreas Rössler
Seine glücklichen Tage in Stuttgart - Peter Lange
Wir haben uns bereits mit dem Zentrum der Lehre Jesu, seiner Verkündigung des Reiches Gottes, befasst. Die beiden Gleichnisse, die Matthäus im 13. Kapitel seines Evangeliums in den Versen 44 bis 46 ganz kurz erzählt, handeln vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle:
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Diese beiden Gleichnisse werden nur von Matthäus erzählt - und beleuchten eine weitere Schicht des Reich-Gottes-Gedankens. In den anderen Gleichnissen geht es darum, dass das Reich Gottes langsam, aber unaufhaltsam wächst wie eine Senfpflanze oder wie der Brotteig vom Sauerteig durchsäuert wird; oder dass das Reich Gottes eine Heimat bietet wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn und in dem Nächstenliebe herrscht, wie beim barmherzigen Samariter beschrieben. So kurz unsere Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle auch sind, so eindeutig ist auch ihre Aussage: der "Mensch" und der Kaufmann erkennen den Wert des Ackers bzw. der Perle, verkaufen alles, was sie haben, um diese wertvollen Dinge besitzen zu können.
Dabei ist unwesentlich, dass der beschriebene Mann den Acker erwirbt, damit dann der Schatz ihm gehört - das erscheint oberflächlich besehen wie ein unlauteres Verhalten. Aber darum geht es in dem Gleichnis nicht: Jesus will etwas anderes zeigen, und wenn wir genau hinhören, heißt es auch: das Himmelreich gleicht einem Schatz - es geht darum, dass derjenige, der diesen Schatz entdeckt, alles hergibt, um diesen Schatz sein eigen zu nennen. Beim anderen Gleichnis wird das Himmelreich mit dem Kaufmann verglichen, der alles verkauft, um jene kostbare Perle, die er gefunden hatte, erwerben zu können. Beide geben alles dafür her und erfahren durch den neuen Besitz große Freude. In beider Leben hat eine Veränderung stattgefunden - alles, was bisher war, wurde für den Schatz bzw. die Perle aufgegeben, und die Entscheidung dafür fiel nicht schwer.
Uns heute drängt sich sofort ein weiteres, ein echtes Beispiel auf: das der frühen Templer, die Hab und Gut verkauften, um ihren Glauben in die Tat umsetzen und ins Heilige Land ziehen zu können.
Beides, sowohl Gleichnisse als auch historisches Beispiel sind zunächst einmal Bilder bzw. Ausdruck für Selbstfindung: Menschen, die entdecken, worin ihre wahre Freude - oder auch: ihr Lebenssinn - besteht, ändern ihr ganzes Leben, tun Dinge, die Außenstehenden merkwürdig, rätselhaft oder gar unvernünftig erscheinen.
Ich erinnere mich an eine Rubrik in einer Zeitung »Was wirklich zählt«. Darin beschrieb ein Mann, der einen gut bezahlten Arbeitsplatz aufgab, um seine Tochter zuhause zu betreuen, wie es ihm ergangen war. Sicher, auch seine Frau hatte eine Stelle, die das Familieneinkommen garantierte, aber wie so viele Workaholics hatte auch er sich vorher über seine Arbeit definiert und gemeint, ohne die Anerkennung in seinem Beruf nicht sein zu können. Von Kollegen hörte er zu seiner Entscheidung nur: »Spinnst du?« Doch im Rückblick hat er diesen Schritt nicht bereut, meint, nun das zu leben und zu erleben, was für ihn wirklich zählt.
Ein anderes Beispiel war eine 84jährige Diakonisse, die sich im Alter von 24 nach zwei Jahren der Fragen an sich selbst für dieses Leben entschieden hatte. Auch ihre Entscheidung kam bei der Familie sehr unterschiedlich an. Aber jetzt, nach 60 Jahren, meint sie, sie würde es wieder so machen. Materieller Besitz sei ihr nicht wichtig - der innere Frieden, den ihr die Hilfe an anderen Menschen gebe, zähle für sie.
Zwei Beispiele von Menschen, die ihr inneres Bedürfnis erkannt, gefunden haben, alles änderten und ihr Leben danach ausrichteten - und eine tiefe Befriedigung dadurch erfahren haben. Es sind positive Beispiele, die jeden von uns dazu ermutigen können, auch für unser ganz persönliches Leben das herauszufinden und zu verwirklichen, was für uns wirklich zählt.
Aber es gibt auch andere Beispiele - welche, die nicht mit einem Happy End ausgehen und deshalb umso glaubwürdiger, bewunderswerter sind.
Ich denke z.B. an Dietrich Bonhoeffer, der 1939 in New York hätte leben können, frei und sicher vor den Nazis. Doch ihm wurde bewusst, dass diese Art von Freiheit eine Flucht darstellte, und deshalb kehrte er zurück nach Deutschland, schloss sich dem Widerstand gegen das Nazi-Regime an und wurde nach vier Jahren 1943 verhaftet und eingesperrt. Erst vier Wochen vor Kriegsende wurde er in einem Scheinverfahren als sogenannter Hochverräter verurteilt und im April 1945 ermordet. Andere Gefangene haben über ihn berichtet, dass er ruhig und gefasst war, trotz allem frei wirkte - das spürt man auch in dem, was er, seine Situation völlig richtig einschätzend, geschrieben hat, z.B. in dem Lied »Von guten Mächten wunderbar geborgen«, oder in den Briefen an seine Familie. Er war überzeugt: »In der Tat ist Freiheit« und »Tritt aus dem ängstlichen Zögern heraus, von Gott und deinem Glauben getragen, und die Freiheit wird deinen Geist empfangen.« Die Nazis haben ihm sein Leben genommen, aber er hat offenbar in seiner Situation dann den Tod als Tor in die Freiheit empfunden.
Und natürlich denke ich auch an Jesus, der sich für seine Überzeugung ans Kreuz schlagen ließ. Ihm ging es für die eigene Person sicherlich nicht um Selbstfindung, denn er hatte sich selbst gefunden, lebte sein Leben so, wie er meinte es leben zu müssen. Ihm ging es in erster Linie um Gottfindung, die ohne Selbstfindung nicht denkbar ist. Vor allem dafür sind unsere beiden Gleichnisse ein Bild. Der Schatz im Acker und die kostbare Perle stehen für das Reich Gottes, wie er es verstanden hat: einerseits ganz und gar nicht wie etwas, das man konkret und genau beschreiben könnte: »Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man"s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.« (Lukas 17, 20f); andererseits ist es aber doch für Jesus etwas sehr Konkretes. Er lebte zu einer Zeit und in einem Weltbild, wo es gute und böse Geister gab, den Satan und Dämonen, oben den Himmel und unten die Hölle. Jesus bezog sich auf die alttestamentlich-jüdische Prophetie und glaubte, in der Nachfolge Johannes des Täufers in akuter Naherwartung, dass das Endgericht für Israel unmittelbar bevorstehe. Gleichzeitig war er erfüllt von der Hoffnung darauf, dass sich damit auch die Herrschermacht Gottes endgültig auf Erden durchsetzen werde.
Im Frühjudentum (nachexilische Zeit Israels) glaubte man, dass die eschatologische Heilszeit damit beginne, dass die bösen Mächte besiegt werden - damit würde die Gottesherrschaft beginnen. Jesus sah diese Anzeichen für gegeben an - bei Lukas sagt er: »Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz« - und außerdem sind auch die Dämonenaustreibungen, die »mit dem Finger Gottes« geschahen, ein weiterer Hinweis. Deshalb werden die Austreibungen der bösen Geister und Dämonen durch Jesus immer wieder und so ausführlich geschildert und deshalb sagte er auch: »das Gottesreich ist schon mitten unter euch«. Es war ja aufgrund der sichtbaren Vorzeichen damit zu rechnen, dass sich demnächst - das hieß für ihn in seiner oder spätestens der nächsten Generation - das Reich Gottes auf Erden etablieren werde. Und wie es in diesem Reich Gottes aussehen werde, das versuchte Jesus mit all seinen Reich-Gottes-Gleichnissen zu verdeutlichen. Das so zu erkennen, war für ihn gleichbedeutend mit dem Schatz oder der kostbaren Perle. Denn wenn man nun doch wusste, dass Endgericht und Gottesherrschaft nahe bevorstanden, dann war es doch sinnvoll, sich entsprechend zu verhalten! Wenn auch für Jesus nicht die Bestrafung für Fehlverhalten beim Endgericht im Vordergrund stand, sondern viel eher die Barmherzigkeit und Gnade Gottes, so war dieses Verständnis doch ausschlaggebend für seine Sichtweise - und für sein Leben.
Wir heute leben in einer anderen Zeit, unser Weltbild hat sich grundlegend verändert; die von Jesus geglaubte Naherwartung ist bis zum heutigen Tag nicht eingetroffen. Wenn wir Jesu Worte, die sich auf seine damalige Auffassung bezogen, also nicht in unsere Zeit und Vorstellung übernehmen können, was bleibt uns dann?
Es bleibt uns vor allem, nach den heutigen Erkenntnissen der Bibelforschung mit dem umzugehen, was uns von Jesus überliefert worden ist. Dazu gehört, zu sehen, wo Veränderungen stattgefunden haben, wo sich im Laufe der Zeit ein anderes Verständnis, andere Vorstellungen über den historischen Jesus gelegt haben.
Wenn wir uns nun bei diesem Seminar damit befassen, wofür die Tempelgesellschaft steht, dann ist wichtig, immer wieder unsere Glaubensauffassung zu hinterfragen: angefangen bei Christoph Hoffmann, der sich kritisch mit dem auseinandersetzte, was in der Kirche bis heute größtenteils kritiklos übernommen und im Gottesdienst weitergeführt wird - wie beispielsweise der Umgang mit Dogmen, den Sakramenten und der Trinitätslehre - bis zu unsererer heutigen Glaubensauffassung, die ein stetiges Hinterfragen dessen ist, was wir in Bezug auf einen aufrichtigen Glauben mit unserem Verstand vereinbaren können. Auch bei Christoph Hoffmann gibt es manches, was für uns heute nicht mehr gilt und gelten kann - daher bleibt uns diese kritische Auseinandersetzung eine ständige Forderung.
Und auch wenn wir wissen, dass wir Jesu Worte heute nicht eins zu eins in unsere Zeit stellen können, so können wir doch eines unverändert von ihm lernen und übernehmen: sein Gottesverständnis von einem unendlich liebenden Gott, der die Menschen so annimmt, wie sie sind. Zu diesem Gott wollte er jedem Einzelnen den Zugang öffnen - und so können auch wir uns hineinnehmen lassen in dieses von ihm vorgelebte grenzenlose Gottvertrauen, das auch uns für unser Leben Geborgenheit schenken kann.
Und auch der zweite Aspekt ist völlig unabhängig von der Naherwartung oder den Zusammenhängen, an die Jesus geglaubt haben mag: die Vision einer neuen, guten Welt. Das Trachten danach ist von jeher das Motto der Tempelgesellschaft - ist es wichtig, zu wissen oder glauben zu können, dass sich das Reich Gottes einmal flächendeckend ausgebreitet haben wird? Wir alle, jeder in seinem Leben und in seiner Umgebung, können daran mitwirken. Wir wissen, dass sich unser ganz persönliches Bemühen, nach Jesu Lehre zu leben, in unserem Umfeld positiv auswirkt - wir sagen, dass wir so ein klein wenig Reich Gottes verwirklichen können.
Erneut trafen sich 24 Templer (im Alter von 18 - 87 Jahren) auf dem Schönblick bei Schwäbisch Gmünd, um sich zu sehen und auszutauschen, Altes und Neues in unserer Glaubensgeschichte abzuwägen, Fragen zu stellen und Antwortversuche zu wagen - ohne den Anspruch, für andere zu sprechen, die Antworten zu kennen oder gar von der Tempelgesellschaft zu erwarten. Das Programm rankte sich um unser (jedes Einzelnen) Verständnis von Gott, Bibel, Jesus, Reich Gottes und die Tradition, aus der heraus wir all dies zu verstehen suchen.
Brigitte Hoffmann führte durch die Gespräche, die ganz im Vordergrund stehen sollten, »Vorträge« waren nicht geplant. In der Tat gab es viele Gespräche, viel Offenheit, nach meinem Gefühl weniger Fragen als »Statements« der Teilnehmer, die aber immer ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit formuliert wurden; man ging aufeinander ein und hörte zu. Ich hätte mir sicher noch mehr Fragen gewünscht, so fühlte ich mich manchmal weniger in der Rolle des Fragenden, der ich sein wollte, als in der des »Herausforderers«, der ich nicht sein wollte.
» ... wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.« (Matth. 18,20) zog sich spürbar durch das Seminar - auch ausgesprochen und gesungen. Es wurde deutlich, dass jeder seine eigene Erfahrung und Glaubensgeschichte hat und haben muss, und dass wir von der Tempelgesellschaft nicht Glaubensaussagen erwarten wollen und können, sondern einen (durchaus abgesteckten) Rahmen für unsere Fragen und Antworten, die aber doch unsere eigenen bleiben.
Welche Bilder, welche Vorstellungen haben wir von Gott? Gottes geistige Realität (Glaube und Selbstverständnis, Schriftenreihe TG 2, Mai 2000, S. 5 f) wird von den Teilnehmern weitgehend in ähnlicher Weise erlebt. Die jungen Teilnehmer betonten, wie sehr ihr Gottesbild im Fluss sei wie ihr eigenes Leben. Andere betonten die drei Seinsweisen von Gott als dem Schöpfer, dem Vater, Grund alles Seins; dann Gott sichtbar im Mitmenschen, Mensch geworden (nicht nur in Jesus) und auch Gott als der gute Geist, der uns in Liebe verbindet. Einige betonen das persönliche Gegenüber, das sie im Gebet ansprechen und sich angesprochen fühlen; es wird aber auch darauf Bezug genommen, ob wir uns Gott nicht »schaffen«, dass er (nur) der sei, den wir uns vorstellen (Feuerbach). Sein Wirken - ist man sich einig - erwarten wir nicht im unmittelbaren Eingreifen in den Ablauf der großen und kleinen Geschichte(n), sondern meinen, Fügungen und Führungen immer wieder dankbar rückblickend zu erkennen. Die Gebete der (betenden) Teilnehmer scheinen weniger »Schreie aus tiefer Not« zu Ihm als eher Ausdruck tief empfundener Dankbarkeit für das viele Gute, das uns widerfährt.
Jesus wird nicht verstanden als »Christus, der Sohn Gottes« sondern als Mensch, als Lehrer, als Beispiel der Nächstenliebe, als das konsequente Leben (und Sterben) für das Reich Gottes.
Der Ballast, den wir auch mit der historisch so oft missbrauchten und missverstandenen Botschaft Jesu mit dem Namen mittragen, könnte zu der Frage Anlass geben, ob Jesus denn heute noch ein Leitbild sei, das auch von kritischen jungen Menschen ohne dauernde Erklärung und Relativierung übernommen werden kann. Es wurde festgestellt, dass es in anderen Kulturkreisen und Religionen andere große Leitbilder gebe, wir aber aus unserer Tradition mit dem Leitbild Jesus vertrauter sind und unsere Wirklichkeit deuten.
Die Bibel als Sammlung grundlegender Lehren des Christentums und als »reiche Quelle menschlicher Erfahrung mit Gott« (Glaube und Selbstverständnis, a.a.O. S. 7) ist so voller Leben, dass sie aus unserer abstrakten Gottesvorstellung oft erst das greifbare Bild entstehen lässt, das uns wirklich ergreifen und mitreißen kann.
Mit dem »Reich Gottes«, dem zentralen Begriff in Jesu Botschaft und so auch in der Tradition der Templer, beschäftigte sich Brigitte ausführlich und in Rückgriffen auch auf das Alte Testament. Wie sehr unterschiedlich dieser Begriff gebraucht werde, betonte Peter Lange: Da ist bei den einen das Reich Gottes »schon mitten unter uns«, oder im sicheren Werden, oder ein Ziel, dessen Unerreichbarkeit auf Erden klar sei, aber der Weg dorthin gesucht werde. Von der Naherwartung wurde gesprochen, die Jesus offensichtlich bewegte, aber auch die Gründer Korntals. Wenn auch Christoph Hoffmann nicht diese Naherwartung hatte, hatte er doch eine Vorstellung davon, dass dereinst das Reich Gottes sich auf dieser Welt ausbreite. Die Teilnehmer äußerten eine weitgehend gemeinsame Vorstellung davon, dass die Vollkommenheit des Reiches Gottes nicht mehr im Vordergrund unseres Denkens und Handelns stehen könne, sondern das Streben nach Besserung und Vervollkommnung menschlichen Lebens und Zusammenlebens.
Mit der Bedeutung der Tradition im Allgemeinen, aber in der Geschichte der Templer ganz besonders, beschäftigte sich einführend Peter Lange. Die Sorge, ob die nicht in Palästina geborenen Templer vielleicht eine Belastung ihrer Mitgliedschaft erleben könnten im häufigen Bezug und dem Wiederbeleben der Erinnerungen der frühen Tempelgeschichte, wurde von den anwesenden Mitgliedern, die über die Hälfte nicht in Palästina geboren sind, keineswegs geteilt. Wie die Geschichten der frühen christlichen Gemeinden heute noch unseren Glauben beeinflussen, so sind die »Geschichten« aus Palästina, dem Kaukasus oder gar Ostafrika bedeutsam, indem sie persönliches Leben im Glauben und seine Wandlungen erlebbar und lebendig machen. Da passte es ganz ausgezeichnet, dass wir am Abend die eben aus Australien angekommene CD gemeinsam sahen: »The Templer Journey. Travels, Tales & Travails« (Historische Interviews 2011-2012 mit sieben Mitgliedern der TSA). Da musste man nicht in Palästina geboren sein, um bewegt zu sein von der Freude an der Jugend unter Gleichgesinnten und dem Teilen des Verlusts von Heimat.
Karin Klingbeils Andacht zu den Reich- Gottes-Gleichnissen (Matth. 13, 44-46) passte ganz ins Thema des Wochenendes: Auch wenn wir nicht wie der Bauer den Acker mit dem Schatz kaufen oder all unser Hab und Gut aufgeben für die »Perle«, die für das Reich Gottes steht, gibt es doch viele Beispiele, wie Menschen alles diesem Reich Gottes unterordnen, und sie erinnerte an Dietrich Bonhoeffer.
Die Teilnehmer waren sich einig in der Beurteilung des Wochenendes als sehr wertvoll. Für die Weithergekommenen ist es bei manchen die einzige Gelegenheit, sich als Teil der Gemeinde zu erleben. Mit froher Erwartung blicken alle auf das nächste Jahr und freuen sich auf das Weiterführen dieser guten Tradition.
Gewöhnlich geht man davon aus, dass das Siedlungswerk der Templer in Palästina von »schwäbischen« Templern getragen wurde. Dass es auch zahlreiche Anhänger gab, die eine nicht-schw<äbische Herkunft hatten, ist weniger bekannt. Ihre größte Gruppe waren die »mennonitischen« Templer, die in Südrussland im Nordkaukasus-Gebiet Gemeinden unterhielten (z.B. Tempelhof, Olgino, Wohldemfürst) und mit ihren Nachfahren noch heute in Australien und Deutschland unter uns leben, erkennbar an den nicht-schwäbischen Familiennamen Schmidt, Sawatzky, Dyck, Lange, Fast, Friesen, Görzen, Arndt, Rempel oder Franz.
Die Mennoniten sind in der Reformationszeit entstanden und haben sich mit einer eigenen Frömmigkeitsform von den Lutheranern und anderen Reformierten abgesetzt. Sie wandten sich gegen die Kleinkindertaufe, die biblisch nicht begründet sei, und pflegten die Erwachsenentaufe (der »Gläubiggewordenen«), weshalb sie auch als »Täufer« oder »Taufgesinnte« bekannt wurden. Sie legten den Schwerpunkt ihres Glauben auf ein geordnetes und von Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe geprägtes Gemeinschaftsleben. Nach biblischem Vorbild lehnten sie Gewalt mit der Waffe und jeglichen Eid ab, christliche Erziehung und Lehre war ihr oberstes Gebot.
Bekannt wurden sie durch ihre Urbarmachung von Siedlungsland in der Weichsel-Niederung und in der Neumark. Der preußische Staat unter Friedrich II. hatte ihnen Privilegien zugesichert, die später wieder zurückgenommen wurden und sie zwangen, anderes Siedlungsland zu suchen. Sie fanden es mit Hilfe des russischen Zarenhofes, der ihnen am Nordrand des Schwarzen und Asowschen Meeres leere Steppengebiete zuwies und ihnen Fördermittel zur Verfügung stellte. In den Mennoniten-Dörfern an der Molotschna war es, dass sie mit der Ideologie der Jerusalemsfreunde in Württemberg bekannt wurden. Da manches an den Reformideen für sie attraktiv klang, schlugen sich viele von ihnen auf die Seite der inzwischen als Tempelgesellschaft bekannt gewordenen Bewegung, trennten sich von den konservativ gebliebenen mennonitischen Kreisen und gründeten im Nordkaukasus-Gebiet eigene Tempelgemeinden.
Geographisch weit entfernt von den Siedlungen der Templer in Palästina, nahmen sie dennoch starken inneren Anteil an diesem Aufbauwerk. Ihre eigenen Gemeindegründungen (z.B. Tempelhof 1868) erfolgte zeitlich parallel zur Gründung der ersten Palästina-Kolonien (in Haifa und Jaffa 1869). Zum Tempel übergetretene Auswanderer aus Württemberg siedelten in ihrer nächsten Nähe (Orbelianowka, Romanowka). Als Mennoniten-Templer pflegten sie auch weiterhin viele mennonitische Traditionen (anfänglich sogar die Erwachsenentaufe).
Wie stark das Zusammengehörigkeitsgefühl der mennonitischen Templer mit ihren schwäbischen Glaubensgenossen in Palästina war, lässt sich an den langen in der »Warte« veröffentlichten Spendenlisten der russischen Freunde beispielhaft darstellen Aber auch in anderer Hinsicht haben die Mennoniten-Templer Herausragendes geleistet:
Der Schulleiter und Prediger Nicolai Schmidt (1815-1874), der schon 1858 die ersten Kontakte zwischen den Russland-Mennoniten und den Jerusalemsfreunden vom Kirschenhardthof geknüpft hatte, erwarb in der Rephaim-Ebene bei Jerusalem ein größeres Stück Land, das er zusammen mit seinem Schwiegersohn Matthäus Frank den in der Altstadt lebenden Templern zur Errichtung von Wohnhäusern anbot. Aus dieser Planung entstand 1873 die dortige deutsche Kolonie (heute der Stadtteil von Jerusalem mit den höchsten Immobilienpreisen).
Sein Enkel (ebenfalls Nicolai, 1876-1953) wurde schon früh Gemeinderat, Gemeinderechner und Bürgermeister der Deutschen Kolonie Jerusalem. Er war von 1941 bis 1950 Gesamt-Tempelvorsteher und hatte nach Gründung Israels in langen Verhandlungen mit staatlichen Stellen die Rückkehr der vertriebenen Templer in ihre ursprünglichen Wohnstätten zu ermöglichen versucht.
Abraham Dyck (1846-1926) war wesentlich beteiligt am Landerwerb der Templer-Mennoniten im Nordkaukasus-Gebiet und der Gründung von Tempelhof. Trieb 1867 eine Herde von 3000 Schafen von der Molotschna ins neue Siedlungsland. War in der Tempelkolonie Haifa viele Jahre Bürgermeister. Führte dort das vielseitige Handelshaus »A. Dück & Co.« mit Im- und Export, Bankabteilung und Schifffahrtsagentur.
Sein Bruder Johannes Dyck (1858-1931) wurde 1892 Geschäftsführer der Weinkellerei Sarona und 1894 Geschäftsführer des zentralen Finanzinstituts der Palästina-Templer, der »Zentralkasse« in Jerusalem, in welchem Amt ihm von allen Seiten große Anerkennung und Hochachtung zuteil wurde.
Der Tempelhofer Gemeindevorsteher und Älteste Friedrich Lange (1840-1923) wurde von Chr. Hoffmann 1875 nach Haifa berufen und führte über viele Jahre mit kärglichem Gehalt die dortige einklassige Grundschule.
Ebenfalls als wichtige Lehrkraft wirkte der Mennonit Gerhard Dück (1844-1932) an der Höheren Tempelschule in Jaffa und Jerusalem sowie an den Grundschulen in Wilhelma und Betlehem (Galiläa).
Heinrich Sawatzky (1839-1916) wurde von Chr. Hoffmann bei Gründung der Tempelsiedlung Wilhelma mit dem Amt des Gemeindevorstehers betraut, welches Amt sein Sohn (ebenfalls Heinrich, 1861-1956) später übernommen hat. Über dessen Denken und Wirken ist häufig in der »Warte« zu lesen gewesen. Seine 1955 im mennonitischen Echo-Verlag erschienene Arbeit über die »Templer mennonitischer Herkunft« ist ein wichtiges Nachschlagewerk.
Der Tischler Abraham Fast (1843-1928) kann als Pionier des Beherbergungswesens in Palästina bezeichnet werden, weil er in Jerusalem ein einfaches Gasthaus zum größten und modernsten Hotel entwickelte und später durch seinen Sohn Theodor und den Enkel Waldemar ein führendes Tourismus-Unternehmen schuf.
Sowohl die Mennoniten, wie auch die Templer, haben sich in ihren Gemeindegründungen hohe Ziele gesteckt und sind an diesen hohen Ansprüchen vielfach gescheitert. Das heißt aber nicht, dass ein Anvisieren solcher Ziele sinnlos gewesen wäre. »Unsre Seele sinn‘ und dichte nur das ewig wahre Glück« hatte 1855 Christoph Hoffmann in seinem »Losungslied der Jerusalemsfreunde« gemeint. Denn: »So messen wir richtig die Güter der Erde, wir lernen zu scheiden das Glas von dem Gold.«
Bei der Jahrestagung des Bundes für Freies Christentum in der Evangelischen Akademie Hofgeismar vom 21. bis 23. September 2012 ging es um das Thema »"Universale Offenbarung?" Der eine Gott und die vielen Religionen«. Der folgende Artikel ist ein Auszug aus einem Bericht über die Diskussionen auf der Tagung.
Was ist mit »Offenbarung« überhaupt gemeint?, wurde gefragt. Professor Werner Zager versuchte eine elementare Bestimmung, die nicht auf den religiösen Bereich eingegrenzt ist: Etwas an sich Verborgenes gibt sich kund. Das lässt sich weiter entfalten: Im Alltag findet sich ständig Unbekanntes, Rätselhaftes, das uns neugierig macht oder uns regelrecht umtreibt. Lösen sich manche Rätsel auf, an deren Stelle neues Unbekanntes tritt, so ist das freilich noch nicht als »Offenbarung« zu verstehen. Wohl aber ist es eine Art Offenbarung, wenn uns nach mühevollem Suchen und Grübeln eine Einsicht, eine Erkenntnis trifft, auf die wir nach eigenem Empfinden nicht selbst hätten kommen können, sondern die uns überfällt, die alles in ein neues Licht taucht und die uns künftig leitet...
Statt Offenbarung zu definieren, nannte Zager als ein grandioses Beispiel das »Turmerlebnis« Martin Luthers. Dem Reformator war (wohl 1518) beim Nachsinnen über die in Römer 1,17 erwähnte »Gerechtigkeit Gottes« aufgegangen: Gott ist nicht in der Weise »gerecht«, dass er jedem gnadenlos vergilt oder heimzahlt, was er geleistet oder versäumt hat, sondern er erklärt uns gottferne Menschen für gerecht. So macht er uns gerecht, obwohl wir es in uns selbst gar nicht sind, und befreit uns dazu, uns selbst anzunehmen, verantwortlich zu handeln und anderen Menschen gerecht zu werden.
Ein zweites berühmtes Beispiel für eine Offenbarungserfahrung ist Albert Schweitzers plötzliche Eingebung bei einer Dienstfahrt im September 1915 auf dem Ogowe-Fluss in Französisch-Äquatorialafrika, als sich ihm beim Anblick einer Herde von Büffeln der Begriff »Ehrfurcht vor dem Leben« aufdrängte. Das war fortan für ihn und im Gefolge für viele seiner Freunde, Anhänger und Geistesverwandten eine Leitlinie für die ganze Lebensführung, übrigens einschließlich der »Ehrfurcht vor dem unendlichen Grund des Lebens« und der »Ehrfurcht vor der Wahrheit«.
Aber handelt es sich bei solchen Phänomenen wirklich um Selbstkundgaben Gottes, wurde gefragt. Es könnten ja auch einfach innerseelische Vorgänge sein, die man da nach außen projiziert, auf eine göttliche Leinwand gewissermaßen. Sicher gibt es solche »Offenbarungserfahrungen« nicht ohne ein ganzes Geflecht von Einsichten, die aus früheren Erlebnissen gewonnen sind, von Gefühltem, das aus den Tiefen der Seele aufsteigt, von Ergebnissen des Fragens und Nachdenkens, und von Verarbeitungen und Neuschöpfungen dessen, was man in der Erziehung und in kultureller Prägung mitbekommen hat und was man im Lauf der Zeit einfach gelernt hat. Aber das ist eben nicht alles. Bei dieser Summe fehlt noch der entscheidende Kick. In einer Diskussion nach einem Vortrag wurde auf die »Inspirationen«, die Eingebungen von Künstlern, Komponisten, Dichtern und Wissenschaftlern verwiesen, die von sich bekennen: »Ich habe hart gearbeitet, es hat mir viel Mühe gekostet, aber das Entscheidende ist mir geschenkt worden.«
Offenbarungserfahrungen sind überwältigende Erlebnisse, die das eigene Leben umkrempeln, mit Sinn erfüllen und auch andere Menschen bereichern. Dass es sich hier aber um göttliche Offenbarung handelt, dass sich Gott selbst hier kundtut, das ist die Deutung derer, die das erlebt haben. Manche freilich deuten ihre eigenen dementsprechenden Erlebnisse anders. Wer sich etwa als Atheist versteht, deutet solche Erlebnisse als glücklichen, bereichernden Zufall oder als Zusammenwirken der vorgegebenen Natur und der eigenen Kreativität. Hier steht also Deutung gegen Deutung, Glaube gegen Glaube, der Glaube an einen als geistig, überpersönlich und willensstark zu verstehenden, immer größeren Gott gegen den Glauben an das Bedingtsein durch die Materie. ...
Der alles menschliche Begreifen sprengende Gott, der kein Teil der Wirklichkeit ist, sondern deren Grund, ist in diesem seinem wahren Gesicht nicht durch wissenschaftliches Forschen gedanklich zwingend zugänglich. Er macht sich bekannt, indem er sich einzelnen Menschen eindrucksvoll, innerlich überzeugend und alles Bisherige umwerfend kundgibt, durch die Betrachtung der Natur, durch Vorgänge in der Geschichte, durch eigene Lebenserfahrungen, durch Begegnungen mit anderen Menschen, durch plötzliche Einsichten und Einblicke. Was auf diese Weise einigen Menschen zuteil wird, geben diese anderen weiter, die dadurch ihrerseits in solche Offenbarungserfahrungen hineingenommen werden.
Müssen solche umwälzende Erfahrungen, die als »göttliche Offenbarung« verstanden werden, immer sozusagen vollständig sein und damit womöglich exklusiv, andere Gottesbegegnungen herabstufend? Können bruchstückhafte, überholbare Gotteserfahrungen gar nicht als »Offenbarung« qualifiziert werden? Oder kann man auch von »vorläufiger Offenbarung« sprechen? Das wurde kontrovers diskutiert.
Ich meine, wir Menschen sind immer nur zu fragmentarischer Erfassung des immer größeren Gottes fähig. So muss sich die Offenbarung unserem Auffassungsvermögen anpassen. Der Alttestamentler Hermann Gunkel (1862-1932) hat einmal (sinngemäß) gesagt: »Gott redet zu Kindern kindlich und zu Erwachsenen auf erwachsene Weise.« Ich denke an die Geschichte 2. Mose 33,12-21, wo Mose das Angesicht Gottes zu sehen begehrt und die Antwort bekommt, er solle sich in eine Felskluft stellen und sein Gesicht bedecken, bis Gottes Herrlichkeit vorübergezogen ist: »Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. [...] Du darfst hinter mir her sehen.« ...
Bei der Tagung ging es speziell um die Frage der »universalen Offenbarung«. Gerade wenn die einzelnen Offenbarungserfahrungen vorläufig und damit für weitere Klärungen und Einsichten offen sind, ist davon auszugehen, dass Gott als Schöpfer aller Menschen grundsätzlich niemanden von echter Erkenntnis ausschließt, unabhängig von Zeitepoche, Kultur, Religion und Bildungsstand. Maßstab für echte Offenbarung ist nach christlicher Überzeugung der »Geist Jesu«, und das bedeutet: Befreiung, Lebensdienlichkeit, Schalom (Friede).
»O, wie glücklich waren die Tage meines Aufenthaltes in Stuttgart und wie strahlend waren die Zusammenkünfte mit den Freunden« - das waren die Worte des Bahá'í-Führers Abdu'l-Bahá nach seinem Besuch in Stuttgart im April 1913.
Als ältester Sohn des Religionsgründers Bahá'u'lláh war er in jenem Jahr auf einer mehrjährigen Reise auch nach Stuttgart gekommen und hatte dort die seit 1905 bestehende erste Bahá'í-Gemeinde Deutschlands besucht. Dieser Besuch vor 100 Jahren gab Anlass, dass am 17. April dieses Jahres unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ein Staatsakt im Wilhelma-Theater veranstaltet wurde. Die Bahá'í von Deutschland, und die Stuttgarter Bahá'í-Gemeinde im Besonderen, hatten namhafte Künstler aus ihren Reihen aufgeboten, um den über 300 Besuchern ein ansprechendes, informatives und unterhaltsames Programm zu bieten. Viele musikalische Beiträge wechselten sich mit Festansprachen (des Staatssekretärs Murawski, der Bürgermeisterin Isabel Fezer und der Vorsitzenden des Nationalen Geistigen Rates der Bahá'í, Dr. Haleh Sabet) ab. Ein Moderatoren-Duo führte durch den Abend.
Es waren die schwäbischen Bahá'í gewesen, die Abdu'l-Bahá nach Deutschland einluden und die Voraussetzungen für seinen historischen Besuch im Frühjahr 1913 schufen. Er nannte sie die »ersten Früchte des Jahres«, »diejenigen, die in der Frühlingszeit zuerst gereift sind« und betonte, dass die ersten Früchte die köstlichsten und wertvollsten seien. In ihnen und in der deutschen Gesellschaft sah Abdu'l-Bahá ein großes Potenzial, das zu entfalten er sie ermutigte. In öffentlichen Ansprachen und persönlichen Gesprächen rief er die Menschen immer wieder zu Frieden und Verständigung auf.
Abdu'l-Bahá war bei seinem Besuch in Stuttgart schon 69 Jahre alt (erst fünf Jahre zuvor hatte er durch eine Amnestie im Zuge der jungtürkischen Revolution seine Freiheit erlangt). Wie Berichte und Bilder zeigen, war er eine beeindruckende Gestalt. Das hatten übrigens schon die Haifaner Templer festgestellt, durch deren Koloniestraße er, zusammen mit seinen Schülern, des Öfteren von seiner Behausung am Karmelhang ans Meer hinunter schritt. Mit Ehrerbietung betrachteten die Kinder diesen Zug bei ihren Spielen im Freien. Beim US-Konsul Jonathan Struve kehrte der Weißhaarige ab und zu ein und erkundigte sich nach Möglichkeiten, die Bahá'í-Gedanken auch in die neue Welt zu tragen (heute ist die Bahá'í-Religion in 235 Ländern und Territorien vertreten bei einer Mitgliederzahl von mehr als 5,5 Millionen).
Wegen der langjährigen Verbindung der Tempelgemeinde mit den Angehörigen der Stuttgarter Bahá’í-Gemeinde hatte ich an der Veranstaltung teilgenommen und Gelegenheit, mit zahlreichen Bahá'í-Freunden Gespräche zu führen. Berührungspunkte zwischen Templern und Bahá'í hatte es schon in der Frühzeit der Tempelgesellschaft gegeben, als beispielsweise der erste Vorsteher der Tempelgemeinde Haifa, Georg David Hardegg, den von der osmanischen Regierung unter Hausarrest gestellten Religionsstifter Bahá'u'lláh 1871 in Akko besuchte. In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war unser damaliger Gebietsleiter Jon Hoffmann zu Rede-Beiträgen bei zahlreichen »Weltreligionstagen der Bahá'í« in Stuttgart eingeladen. Und auch in neuester Zeit gab es immer wieder Kontakte zwischen den beiden Gemeinschaften.
Manches im Glaubensbild der Bahá'í sehen auch wir Templer ähnlich. Deshalb ist es wichtig, dass auch zukünftig der Gedankenaustausch zwischen uns weitergeht. Der »interreligiöse Dialog« geht auch uns an, er wird als ein Mittel zur Verständigung unter den Völkern der Erde gesehen.
»Ich heiße euch alle und jeden von euch, alles Trachten des Herzens auf Liebe und Einigkeit zu richten. Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem stärkeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden.«