Wieder einmal war am 28. März das Weidelbacher Klezmer-Ensemble zu Gast bei uns im Gemeindehaus. Die Musikrichtung des Klezmer hat für uns seit dem letzten Auftreten der Gruppe nichts von ihrem Reiz und ihrer Attraktivität verloren. Außer zehn Gemeindeangehörigen lauschten noch doppelt so viele interessierte Nicht-Templer den Klängen der acht Musiker (Klarinetten, Violine, Akkordeon, Kontrabass, Singstimme), die in wechselnder Zusammensetzung - als Quartett, als Trio, einmal sogar als Duo (Klarinette mit Akkordeon) - ihr Programm präsentierten. Durch die Mischung traditioneller und neu komponierter Weisen wurde deutlich, dass die Klezmer-Musik nicht eine abgeschlossene historische Stilrichtung ist, sondern seither von zahlreichen begeisterten Amateuren gepflegt und weiterentwickelt wird. So stammte die Hälfte der Programm-Stücke am Abend aus der eigenen Kreativität und Musikalität der Ensemble-Mitglieder.
Schon bei der ersten Melodie »Nigun Atik« konnte ich beobachten, wie die Zuhörer mitempfindend mit ihren Füßen zu wippen begannen. Dieses Mitgehen mit der Musik erreichte dann bei der Schluss-Komposition von Helmut Eisel seinen Höhepunkt, als alle im Saal im Rhythmus des Liedes in die Hände klatschten und den Musikern auf diese Weise signalisierten, dass ihre Darbietung »angekommen« war. Zur Wirkung des Gehörten trugen wesentlich auch die Überleitungen und Erläuterungen von Günter Schwanghart bei, sie führten uns näher an Entstehungszeit und Bedeutung der Klezmer-Musik heran. Als an einer Stelle sich alle Ensemble-Mitglieder in einer Reihe aufstellten und sich an den Schultern umfassten, sah es fast so aus, als würden sie jetzt den Tanz beginnen, für den die Musik von ihrem Ursprung her wahrscheinlich gedacht war.
Dass das Klangerlebnis des Abends noch lange nachwirkte, zeigte sich daran, dass nach Abschluss des Programms die Ausführenden und viele der Zuhörer den Abend noch bis in die Nacht hinein im Klubraum bei erfrischenden Getränken und lebhaftem Gespräch verbrachten. Es bleibt der Eindruck, dass diese Musiker, die sich wegen der größeren Entfernung zwischen ihren Wohnorten nicht sehr oft zum Klezmer-Musizieren treffen können, als Amateure schwungvoller und mitreißender sind, als wenn sie profihaft ihr Programm heruntergespult hätten.