Am Sonntag, 8. März 2008 war wieder Musik im Saal der Tempelgesellschaft angekündigt und mit frohen Erwartungen (frei nach Wilhelm Busch) »fährt das Auto, zieht das Herz zu schönen Opern und Konzerts« nach Degerloch.
Von Frühlingssonne durchflutet präsentierte sich die Bühne des renovierten Saales, die neu bezogenen purpurfarbenen Stühle leuchteten mit dem Blumenschmuck aus gelben Forsythien um die Wette. Wie farblich darauf abgestimmt wirkten die Kleider der jungen Musikerinnen des »Quartetto sonore«, Irina Hornung, Sophie Schuster, Katharina Brade und Anne Heinrich.
Als erstes erklang das Streichquartett in G -Dur, Köchelverzeichnis 387, eines der 60 Quartette Quintette, Trios und Duos, die Mozart für Streicher oder Kombinationen mit Bläsern schrieb. Es entstand 1785 als erstes von noch weiteren fünf bedeutenden Quartetten, die Mozart Haydn widmete, den er sehr verehrte und der ihn dazu angeregt hatte.
»Klangvoll«, so der Name von Irinas Quartett, füllte die Musik den Raum, dessen Akustik seit der Umgestaltung noch besser geworden ist. Die Spielfreude der Ausführenden übertrug sich auch auf die Zuhörer.
Nach der Pause dann ein Zeitsprung von etwa hundert Jahren - von der Klassik zur Romantik: Das Streichquartett Nr. 2 in D-Dur von Borodin wurde aufgeführt.
Alexander Borodin wurde in Petersburg 1833 geboren und starb auch dort 1887. Er war sowohl Naturwissenschaftler als auch Dr. der Medizin. Nach seiner Promotion reiste er nach Westeuropa, um sich wissenschaftlich weiterzubilden. 1862 erhielt er in St. Petersburg eine Professur an der Akademie für chemische Studien. Die Arbeit dort verschaffte ihm seinen Lebensunterhalt, während er das Komponieren, wie er selber sagte, »als Zeitvertreib und Erholung von seiner ernsten Arbeit« betrachtete.
Borodin wird aber als Komponist weltweit bekannt. Er hatte als Kind eine gute Ausbildung bekommen, beherrschte mehrere Sprachen und spielte Klavier, Flöte und Cello. Er heiratete 1863 eine sehr begabte russische Pianistin und komponierte wohl als Autodidakt. 1864 traf er auf Balakirew und wurde das letzte Mitglied der national-russischen »Gruppe der Fünf« zu der auch Rimski Korsakov, Mussorgski und Cui gehörten.
In ihren Kompositionen verwendeten sie Motive der russischen Folklore, episch- romantischer Stil, zum Teil die Form der Programmmusik, war ihr Kennzeichen.
Borodin fühlte sich stärker als die anderen zur klassischen Musik hingezogen, orientalische Anklänge und Einflüsse russischer Folklore spielten bei ihm eine Rolle. Beim Hören seines Quartetts, als die vielen pizzicato-Passagen aller Instrumente vorkamen, drängte sich mir wirklich der Vergleich »Balaleika- Orchester« auf.
Reichlicher Beifall belohnte die Musikerinnen - die Zuhörer bekamen zur Belohnung fürs Klatschen noch drei mit Schwung gespielte Zugaben geschenkt: Einen argentinischen Tango, ein Stück vom englischen Komponisten Edward Elgar (1857 - 1934), und einen Tanz von Edvard Grieg, dem Norweger (1843 - 1907), womit wir in der Moderne gelandet waren und gerne immer noch mehr gehört hätten.
Hoffentlich bietet sich dafür bald einmal wieder eine Gelegenheit! Für dieses Mal ein herzliches »Dankeschön« an Irina und ihre Kolleginnen.