Erst kurz vor Redaktionsschluss der »Warte« erreichte mich die Bitte, einen Rückblick auf das Weihnachtsfest zu schreiben, das wir im Gemeindehaus am Sonntag, dem 20. Dezember 2009, so schön gefeiert hatten.
Aber jetzt, wie war es denn gewesen? Was haben wir gehört, gesehen und gesungen? Familiäre Festtage, Besucher, der Jahreswechsel mit neuen Herausforderungen, nicht zuletzt der viele Schnee vor der Haustüre, haben die Degerlocher Feier weiter weg rücken lassen. Meine Gedächtnislücken half die Verwaltung schließen, denn auch der Zettel mit den Weihnachtsliedern und den hilfreich ausgedruckten einzelnen Strophen von »O du fröhliche«, »Ich bete an die Macht der Liebe«, »Dies ist die Nacht«, «Ihr Kinderlein kommet« und »Engel auf den Feldern singen« war auch nicht mehr auffindbar.
Noch immer aber spüre ich die Wärme und das Gefühl der Zusammengehörigkeit in mir, das von diesem Nachmittag ausgegangen ist. Und so war für mich die Templer-Weihnachtsfeier auch diesmal der Auftakt und das Einstimmen auf Weihnachten.
Natürlich gab es wieder einen von Grid Lange prächtig geschmückten Baum, die Tische waren liebevoll gerichtet, es fehlte nicht an Gebäck, zu dem später noch der Punsch gereicht wurde. Der wohlige Duft zog durch das ganze von Kinderstimmen erfüllte Haus.
Die »Sinfonia« aus dem Weihnachtsoratorium, meisterlich vorgetragen von Karins Plattenhardter Flötenkreis, verstärkt durch Hiltraud Kratzert und Christine Klingbeil, brachte das Haus zur andächtigen Ruhe.
Brigitte Hoffmann führte uns durch die weihnachtliche Feier. Sie ließ junge Leute dabei zu Wort kommen, vertiefte und kommentierte gestaltend die Aussagen. Es ist Christine und Stefan Klingbeil und Felix Schreiber herzlich zu danken, dass sie sich zum Thema "Weihnachten" ansprechen ließen und sich Zeit dafür nahmen. Was sie zu sagen hatten, machte uns alle recht nachdenklich. Und es war gut, dass sie es laut aussprachen:
Den vorweihnachtlichen Stress nahmen alle drei zum Thema. Felix erzählt aber auch von den vielen Klausuren, dem "Endspurt", den die Schule den Schülern abverlangt und der an wenig anderes denken lässt. Das Besorgen von Geschenken wird zum Problem, und was hat dann das alles mit Weihnachten zu tun? Er meint dann ganz nüchtern, jährlich nehme man diesen Weihnachtsstress in Kauf, »man möchte dies und entzieht sich nicht. Vielleicht ist es eben dies, was man so liebt in dieser Zeit, überall ist etwas los, jeder bereitet was vor, man ist wohl selbst ein Teil einer Bewegung, die sich zu einem produktiven Ganzen zusammenfindet«.
Stefan setzte sich auch mit den religiösen Inhalten Weihnachtens auseinander. Was bedeutet dieser Tag für uns? Ist er nur ein Tag der Geschenke, wie 56% bei einer Umfrage angaben?
»Vor diesem Hintergrund ist die Frage, was Weihnachten uns heute noch bedeutet ganz akut. Insbesondere wir Templer, die wir Jesus nicht für den eingeborenen Sohn Gottes halten, der die Welt erlöst hat, müssen uns ja die Frage stellen, was uns das Weihnachtsfest als Geburtstag eines Menschen, der vor 2000 Jahren gelebt hat, noch bedeutet? Noch dazu hin, da das Datum sicher nicht historisch ist.«
Für Stefan ist der Heilige Abend eine wichtige Zeit des "Zur-Ruhe-Kommens", der Besinnung auf die wesentliche Dinge des Lebens, und da kann uns Jesus, dessen Geburt wir feiern, sehr hilfreich sein. Den Geschenketausch sieht Stefan eher positiv, sei das Geschenk doch ein Zeichen dafür, dass man sich über den Beschenkten besondere Gedanken gemacht habe. Die weihnachtlichen Tage verbringt er mit Menschen, die er liebt und die ihm wichtig sind. Das bereite in ihm ein wohliges Gefühl.
Christine prangert das schon im September beginnende Weihnachtsangebot in den Kaufhäusern an, was nachgerade zu einem gewollten Konsumzwang führe. Für sie selbst bedeutet Weihnachten in erster Linie das Zusammensein mit der Familie, die Zeit füreinander, die im Alltag oft fehle und das Nutzen der besinnlichen Stimmung für einen Rückblick auf das Jahr. Das persönliche Beschenken habe bei ihr den hohen Stellenwert eingebüßt.
»Wenn ein prunkvolles Fest mit viel Glitzer "Pauken und Trompeten", Nikoläusen und Engeln dazu gehört, um sich an Weihnachten zu erinnern, dann soll es wohl so sein. Vielleicht braucht es all das, um sich der Besonderheit dieses Menschen Jesus bewusst zu werden. Weihnachten ist das Fest der Liebe, weil wir ein freudiges Ereignis feiern - weil wir einen Menschen feiern, der im Zeichen der Liebe gehandelt und gelebt hat.
Deshalb ist es wichtig, hier und heute Ruhe zu finden und sich darauf zu besinnen, was das Kommen Jesu, sein Leben und seine Lehre jedem einzelnen von uns bedeuten. Denn genau darum geht es, wenn wir Weihnachten feiern.«
Nach einem weiteren Musikstück durfte die Kindergruppe endlich ihr heiteres Krippenspiel vorführen. Wir bewunderten die kleinen Schauspieler, die gekonnt ihren Auftritt meisterten, war doch für die Einübung wenig Zeit vorher gewesen.
Und dann war es soweit: die Bescherung! Für jedes Kind zauberte Christine ein Päckchen aus dem großen Sack, liebevoll verpackt und für den kleinen Empfänger extra ausgesucht.
Wir haben ein schönes Weihnachtsfest im Gemeindehaus erlebt. Auch der 15- jährige James Kemper aus Melbourne, der seine sommerlichen Weihnachtsferien im Verwandtenkreis in Deutschland nützt, um seine Deutschkenntnisse zu vertiefen, war dieser Ansicht. Er fühlte sich wohl - gerne wäre er mit den Kleinen zur Bescherung nach vorne gegangen, aber dafür war er halt nun doch zu groß.
Herzlich danke ich allen, die für uns diese festlichen Stunden gestaltet haben.
Auch in diesem Jahr hat Woldemar Pankratz bei der Weihnachtsfeier wieder gefilmt, um - wie schon in den letzten Jahren - eine CD zu erstellen, die vor allem das Stück der Kinder wiedergibt - eine schöne Erinnerung, besonders für spätere Zeiten! Wer Interesse an einer solchen CD hat, kann sie in der Verwaltung bestellen. Kostenpunkt: 5 Euro.