Schon die Ankündigung in der Warte ließ aufhorchen, weil diesmal Inga Reck-Hurioglu die Weihnachtsfeier gestalten sollte. Ich war gespannt und freute mich, dass sich die junge Generation mehr ins Gemeindegeschehen einbringt. Und ganz besonders freute es mich, dass meine Enkelin Lena anbot, von Rumi am Klavier begleitet, einige Weihnachtslieder zu singen.
Wie alle Jahre strahlte der von Gridle wunderprächtig geschmückte Baum Weihnachtsfreude aus und die Krippe auf dem Klavier tat das Übrige, uns den Sinn der Weihnacht nahe zu bringen. Außerdem hatte Inga auf jeden Platz eine weiße Kerze mit einem frohen Weihnachtswunsch gelegt.
Der Saal füllte sich. Wie schön, dass auch junge Mitglieder dieses Jahr an der Feier teilnahmen! Von ganz jung bis ganz alt waren alle Generationen vertreten. Richtig Weihnachten! Zur Einstimmung sang uns Lena das Lied »Es ist ein Ros entsprungen«.
Nach der Begrüßung durch Inga sangen wir nun gemeinsam von Rumi am Klavier und Irina auf der Geige begleitet das alte, ewig junge Weihnachtslied »Stille Nacht, heilige Nacht«.
Inga hatte das Thema »Frieden« für diesen weihnachtlichen Saal ausgesucht. Sie stellte die Frage in den Raum, woran jeder Einzelne bei diesem Wort denkt: Kein Krieg? Kein Streit? Kein Stress und mehr Ruhe? Jetzt im Advent mal innehalten und in eine Kerze schauen?
Dazu passend trug uns Ingas Tochter Sophia die Geschichte von den vier Kerzen vor: Die Kerzen Frieden, Glaube und Liebe fühlten sich überflüssig und erloschen. Nur die Hoffnung brannte weiter und so konnte ein Kind alle Kerzen wieder anzünden. Ein schöner Weihnachtsgedanke, verbunden mit dem Kind in der Krippe, finde ich.
Wie in der Geschichte, so Inga weiter, kann es auch im Leben gehen, dass es immer dunkler und trostloser wird. Aber da brennt ja noch das kleine Licht Hoffnung. Ein Perspektivwechsel findet statt, die Aufmerksamkeit wird auf die noch leuchtende kleine Flamme der Hoffnung gelenkt.
Bemerkenswert, dass keine Kerze von alleine wieder angehen kann. In der Geschichte bringt das Kind das Licht zurück. Im täglichen Leben kann es ein tröstendes Wort, der Rat eines Freundes, das Angebot, bei schwierigen Aufgaben zu helfen usw. sein.
Gib die Hoffnung nicht auf. Es findet sich ein Weg, mit unguten Situationen zurecht zu kommen und sie zu meistern, mit Gottes Hilfe oder aus sich selbst heraus.
Die meisten von uns machen sich Gedanken um Klimawandel und Umweltschäden. Da gibt es aber auch Menschen, die ins Tun kommen, die Regenwälder aufforsten, angepasstes Saatgut mit Drohnen ausbringen oder versuchen, Korallen neu zu züchten. Menschen, die für schwer Kranke da sind, Liebe und Wärme schenken und für das täglich Anfallende sorgen. Hoffnungslichter, die die Zufriedenheit zurückbringen.
Das Lied »Tragt in die Welt nun ein Licht«, von allen gesungen, passte wunderbar an dieser Stelle.
Inga betonte, dass auch in dem Wort Zufriedenheit der Frieden steckt. Wann sind wir zufrieden? Und gehört zum Frieden nicht auch das dazu - im Einklang zu sein mit sich selbst? Denn nur wer zufrieden ist mit sich selbst, hat die Geduld, mit anderen gelassen umzugehen.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und »ich aber sage euch: liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“. Oder »wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dann biete ihm auch die andere“. Wie soll das gehen in dieser Welt voller Kriege und Konflikte? In einer Welt, in der sich selbst die Christen nicht einig sind?
Diplomatisch mit Dingen umgehen, reflektieren, überlegen, ob man nicht selbst Fehler gemacht hat, und dann, das Wichtigste, auch verzeihen. Das hat uns Jesus vorgelebt, dessen Geburt wir heute feiern. Eine Geburt, die so unglaublich klingt: Gott als Vater, Engel, die die Botschaft bringen, ein Licht am Himmel, das die Hirten und die Könige zur Krippe führt. Inga las uns an dieser Stelle die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 vor, gefolgt von dem gemeinsamen Lied, wieder von Irina auf der Geige und Rumi am Klavier begleitet: »O du fröhliche, o du selige« und dem Vaterunser.
Nach dem von Lena gesungenen Lied »Ding Dong Marilly on High« spielten die Töchter von Inga und Kasiet Weber die bezaubernde Geschichte »Es klopft bei Wanja in der Nacht«. Man stelle sich in den Weiten des winterlichen Sibiriens eine kleine Hütte vor. Neben seinem warmen Ofen und dem Gewehr an der Wand schnarcht Wanja - gepielt von Tatjana - in tiefem Schlaf. Es weckt ihn lautes Klopfen an seiner Tür. Zuerst ein Hase - gespielt von Sahra, dann ein Fuchs - gespielt von Laura und zu guter Letzt Sophia als Bär bitten um Schutz vor Sturm und Schnee. Alle werden eingelassen und finden einen Schlafplatz. Friedlich - und das geht auch nur in einer heiligen Zeit - schlafen die vier in der kleinen Hütte. Am Morgen machen sich die drei Tiere, eines nach dem andren aus dem Staub. Nur die Spuren im Schnee zeigen Wanja, dass er nicht geträumt hat. So herzerfrischend und voller Begeisterung das Spiel der vier Mädchen. Sie waren wirklich mit Leib und Seele dabei. Dank von Herzen an Tatjana, Sahra, Laura und Sophia. Gut gemacht!
Nach dem Lied »Holy Night«, das Lena zusammen mit Rumi am Klavier vortrug, gingen wir alle zum gemütlichen Teil über.
In vorweihnachtlich fröhlicher Stimmung und angeregten Gesprächen verlief das anschließende Beisammensein. Wir genossen Glühwein, Punsch und Weihnachtsgutsle und die Freude, den einen oder anderen mal wieder zu sehen.
Auch die Angebote unseres kleinen Weihnachtsbasars fanden Zuspruch. Socken, Engel, Sterne, Türstopper, Käsfüßle und Weihnachtsgepäck wurden noch gerne gekauft.
Die Kinder konnten sich Geschenke unter dem Weihnachtbaum aussuchen und ich freute mich riesig über die positiven Rückmeldungen zu Lenas Gesang.
Auch dir, Lena, ein herzliches Dankeschön, genauso wie Inga für die gelungene Gestaltung der Weihnachtsfeier, Gridle und Karin für die Vorbereitungen, Rumi und Irina für die musikalische Begleitung und allen, die mit für das leibliche Wohl gesorgt haben.
Danke! Es war wieder so schön, einfach stimmig und weihnachtlich.
Diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich den Bericht über die Weihnachtsfeier schrieb. Ist am 27. Dezember alles vorbei? Wieder Alltag?
Die griechisch orthodoxe Kirche feiert zwar auch den 25. Dezember, die Mehrzahl der Ostchristen richtet sich aber nach dem alten julianischen Kalender. Sie feiern Weihnachten am 7. Januar, also erst zu Beginn des neuen Jahres.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass bei uns der Christbaum nicht, wie heute üblich, am 6. Januar entsorgt wurde, sondern bis Februar, zu Maria Lichtmess, das Wohnzimmer schmückte. Erst dann war Weihnachten vorbei.
Schön und sehr zur Freude von uns Kindern, diese lange Weihnachtszeit. Denn die brachte es mit sich, dass wir mit der von Vater liebevoll gestalteten Eisenbahnanlage und unserer Puppenstube auch bis dahin spielen konnten. Erst dann verschwand alles bis zur nächsten Weihnacht in der himmlischen Werkstatt.
Wir sollten Weihnachten im Herzen tragen, damit es uns durchs ganze Jahr begleitet.
So oder so ähnlich formuliert hab ich einmal irgendwo gelesen: Den Weihnachtsgedanken durch alle Tage des Jahres tragen, Nächstenliebe, Fürsorge und Hilfe, Frieden (zumindest in unserem Umfeld). So das Neue Jahr angehen, dann kann es nur gut werden.