Birgit und Helmut Arnold haben wir es zu verdanken, dass es - wie schon in 2024 - wieder ein Klezmerkonzert im Gemeindehaus gab. Die 6 Musizierenden fanden sich schon am Samstag zu einem Workshop im Saal ein und auch am Sonntagvormittag wurde noch einmal fleißig geprobt. Das Ergebnis dieser Proben durften wir dann zusammen mit ca. 40 Gästen am Nachmittag genießen.
Toll! Vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Besetzung so erstmals an diesem Wochenende zusammengefunden hat. Die Leitung hatten, wie bisher auch, Heike (Klarinette und Gesang) und Tobias Scheuer (Akkordeon); Helmut Arnold mit seinem Bass war auch schon 2024 dabei. Dazu gekommen waren Wolfgang Ohnesorge mit seiner Posaune und seine temperamentvolle Frau Carolyn mit ihrer Klarinette. Silja Sieghart mit Klarinette, Trompete und auch Gesang vervollständigte die Gruppe.
Nachdem die Scheuers mit einer fröhlichen Melodie (ich glaub einer Hora) das Konzert eröffneten wurden die übrigen Musikanten von uns Zuschauern mit Klatschen auf die Bühne geholt.
Jetzt ging es richtig los. Genau wie in der Vorankündigung geschrieben „ebendik (lebendig) und freylekh (fröhlich)“ klang die Musik durch den Raum und ließ mich und einige andere unwillkürlich mit den Füßen mitwippen. Man spürte buchstäblich, welche Freude die Musikanten selbst hatten. Am Schönsten fand ich Birgit Arnolds Lieblingswalzer; gesungen von Heike Scheuer erzählt er die Geschichte eines alten Mannes, der sich an den ersten Tanz mit seiner Liebsten, seiner ‚Keenigin‘, erinnert.
Nach dem Konzert kamen die Tanzwütigen zu ihrem Recht. Mit rhythmischen Schritten tanzte Carolyn Ohnesorge durch den Mittelgang, schnappte mich an der Hand und forderte alle Zuschauer auf, ihr auf die freigelassene (Tanz-) Fläche zu folgen.
Tobias Scheuer mit seinem Akkordeon begleitete die ausgelassenen Tanzschritte, die wir alle recht schnell begriffen. Er wurde von den Tanzenden umringt, eingekreist, beklatscht und wieder »frei gelassen«. Nach einigen Runden merkten wir doch, dass Klezmertanz zwar Spaß macht, aber auch anstrengend ist.
Süßer und salziger Kuchen, Chips und sonstige Knabbereien luden nach der Veranstaltung zum Bleiben ein. Wir nutzten die Gelegenheit, uns mit den Künstlern zu unterhalten. Schon im letzten Jahr hat mich das Akkordeon von Tobias Scheuer fasziniert, darüber wollt ich mehr wissen. Ich erfuhr, dass die Urform des Akkordeons aus dem Orient kam und das Instrument in Italien verfeinert und weiter entwickelt wurde. In der Provinz Ancona gibt es in beinahe jedem Ort Akkordeonbauer, zum Teil Ein-Mann-Firmen, die Instrumente mit besonderem Klang herstellen. Besonders bekannt ist Castelfidardo. Passend zu den Instrumenten die für uns wohlklingenden Namen der Hersteller: Scandalli, Bugari, Borsini ... Weltweit kommen ca. 75 % der Akkordeons aus Italien. Hohner spielt da heute keine Rolle mehr, allerdings sind die alten, guten Instrumente gefragt und teuer.
Wir erfuhren, wie Wolfgang Ohnesorge zum Posaunenspiel kam (sanft geschubst von seiner Frau) und dass Carolyn in Karlsruhe (nicht nur) Klezmertanz unterrichtet und einen eigenen 60 qm großen Raum zum Tanzen hat. Man spürte, dass Rhythmus ihr Leben ist.
Hab ich etwas vergessen? Ja doch! Ein herzliches Dankeschön an alle, die zum Gelingen des Nachmittags beigetragen haben: Birgit und Helmut, ohne Euch wären wir nie in den Genuss gekommen, allen Klezmermusikanten für die Freude, die sie uns bereitet haben, und last but not least, Karin und Jörg, die unermüdlich für alles sorgen (Karin, dein Kuchen war wieder Klasse!).