Der 8. 0ktober - was für ein traumhaft schöner Herbsttag! Der wilde Wein leuchtete mir entgegen, als ich ins Auto stieg um zunächst meine Enkelin Lena abzuholen, die mit mir zusammen das Dankfest besuchen wollte. Voll purer Freude fuhr ich los. Doch auf der Fahrt nach Degerloch erreichte uns aus dem Radio die Nachricht vom Überfall der Hamas auf Israel am Samstag - schreckliche Realität.
Auf beides, nämlich auf den schönen Tag und die furchtbaren Ereignisse in Israel ging Karin in ihrer Begrüßung ein. Auch ihrer Freude darüber, dass der Saal sich an diesem Tag einmal wieder erfreulich gefüllt hatte, verlieh sie Ausdruck. Einfach schön!
Sie brachte uns in Erinnerung, dass das Dankfest bei den Templern nicht nur den Erntedank sondern den Dank für alles Gute in unserem Leben, im Besonderen auch für die uns geschenkten Kinder einschließt.
Wieviel Grund wir zum Danken haben, führte uns auch die von Gridle und Rumi so liebevoll zusammengestellte Dankfestbühne vor Augen. Astern und Alpenveilchen, Obst und Gemüse in Fülle für uns alle hinterher zum Mitnehmen.
Von Rumi am Klavier begleitet stimmten wir uns mit »Morgenlicht leuchtet« auf das Dankfest ein.
Passend zum Dank für unsere Schöpfung stand Psalm 104 im Templer-Losungskalender, von dem uns Karin die Verse 1-33 vorlas. Er beginnt so:
»Lobe den Herrn meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr groß;
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet...«
Der Verfasser geht in poetischer Sprache auf Beschaffenheit und Sinn unserer Erde ein und lässt keinen Zweifel daran, dass das alles von Gott gemacht und erschaffen wurde. Karin warf danach die Frage auf, ob auch wir heute, von dem, was wir auf unserer Erde sehen, und von dem, was wir inzwischen auch von ihr wissen, auf einen Schöpfer, auf Gott schließen können?
Anhand von 12 naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ging Karin auf das Wunder unserer Schöpfung ein (in Anlehnung an Forum Nr. 45 des Bundes für Freies Christentum von Hans-Hinrich Jenssen mit dem Titel »Himmel, Erde, Luft und Meer...«). Ich fasse sie hier kurz zusammen:
Die lebensfreundlichen Temperaturen auf unserer Erde, die mit dem Abstand zur Sonne und der richtigen Umlaufbahn zusammenhängen, auch die richtige Erdumdrehungsgeschwindigkeit, die Schrägstellung der Erdachse, die richtige Größe und Masse unserer Erde - all das hat erst das Leben auf unserem blauen Planeten ermöglicht.
Hätte die Erde keine Berge und gäbe es die gewaltigen Ozeanbecken nicht, stünde die gesamte Erdoberfläche unter Wasser.
Die physikalische Auswirkung des Mondes hat großen Einfluss auf unsere Erde, er schützt uns auch vor dem sogenannten Sonnenwind, der für das Leben gefährlich ist. Andererseits schützt uns der Sonnenwind vor der gefährlicheren und schädlichen harten Strahlung aus dem Weltraum.
Die durchsichtige Atmosphäre unserer Erde hat große Bedeutung für das pflanzliche und tierische Leben. Auch war für die Entwicklung auf der Erde wichtig, dass sich Pflanzen- und Tierreich ergänzen. Ersteres zerlegt durch die Photosynthese CO2 in Kohlenstoff und Sauerstoff und nutzt den Kohlenstoff zu seinem Aufbau, während das Tierreich die durch die Pflanzen synthetisierten Stoffe braucht und dabei wieder CO2 produziert.
Weil die äußeren um die Sonne kreisenden Planeten eine so große Masse haben, schützen sie uns weitgehend vor frei umherfliegenden kosmischen Massen.
Ganz schön viel Zufall, meinte Karin, der aber sehr nützliche und lebensdienliche Eigenschaften hat, für die wir tatsächlich dankbar sein sollten, genauso wie für die oft unerklärlichen glücklichen »Zufälle« in unserem tägliche Leben.
Diese Dankbarkeit empfinde ich auch und kann Karin da nur von ganzem Herzen zustimmen.
Besonders berührend fand ich das vorgelesene Zitat des Neurologen und Autors Oliver Sacks im Angesicht des Todes. Darum möchte ich es hier nochmal in Erinnerung rufen: »Ich kann nicht behaupten, ohne Furcht zu sein. Doch mein vorherrschendes Gefühl ist das der Dankbarkeit. Ich habe geliebt und wurde geliebt, ich habe viel bekommen und ein wenig zurückgegeben, ich habe gelesen und ferne Länder bereist und gedacht und geschrieben... Vor allem aber war ich ein fühlendes Wesen, ein denkendes Tier auf diesem schönen Planeten und schon das allein war ein wunderbares Privileg und Abenteuer.«
Mit dem Gebet von Sabine Nägeli »Die Hoffnung bewahren«, dem Vaterunser und dem Lied »Komm Herr segne uns« schloss der Saal.
Danke, Karin, für all die Denkanstöße, die Du uns mit auf den Weg gegeben hast. Herzlichen Dank auch Dir, liebe Rumi. Zu unser aller Freude hast du den Gottesdienst wieder einmal mit deinem virtuosen Klavierspiel umrahmt und auch unseren Gesang begleitet. Ein weiteres herzliches Dankeschön an Sabine Henker, die uns mit zwei leckeren Lasagnen, einer normalen und einer vegetarischen, verwöhnte.
Hungrig geworden genossen wir das gemeinsame Mittagessen, das von anregenden Gesprächen begleitet und in fröhlicher Stimmung eingenommen wurde. Mit fast jedem wurden ein paar Worte gewechselt.
Lena und ich freuten uns ganz besonders darüber, dass Burgl - mit Mutter und Tante - auch gekommen war. Haben wir doch auf der Friedhofsreise in Israel die eine oder andere Nacht das Zimmer geteilt. Bleibende Erinnerungen, die sofort wieder auflebten.
Schön auch, dass ein jüngerer Gast den Weg zum Dankfest gefunden hat. Er saß bei uns am Tisch, war sehr hilfsbereit und schien sich richtig wohl zu fühlen.
Obwohl nach der Lasagne eigentlich pappsatt und genudelt , konnten wir auf die verlockenden Nachtspeisen, die Rumi, Gridle und Karin gezaubert hatten, auf keinen Fall verzichten.
Es stellte sich die Frage, ob da wohl der Kuchen, den es nach der Mitgliederversammlung zum Kaffee gab, noch ein Plätzle findet?
Dass sich nach jeder Veranstaltung einige in der Küche treffen, spülen, abtrocknen, schwätzen und lachen, eben wie daheim, gibt mir immer das Gefühl, in einer großen Familie angekommen zu sein. Auch ein Grund, danke zu sagen, ganz besonders an diesem Tag.